Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb04_01
DOI: 10.1055/s-0034-1388082

Veränderung der Resistenzmuster von Vaginalkeimen bei Müttern von Frühgeborenen vor 32 SSW aus dem Perinatalzentrum Großhadern innerhalb einer Dekade (2001–2003 versus 2010–2012)

C Deppe 1, P Pfaller 2, U Hasbargen 1, S Schubert 2
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Großhadern der Universität München, München, Germany
  • 2Max-von-Pettenkofer-Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie Außenstelle Großhadern, München, Germany

Bei pPROM werden weltweit Breitspektrum-Penicilline und Erythromycin zur Verringerung des AIS-Risikos und Schwangerschaftsprolongierung empfohlen, bei vorzeitigen Wehen und Zervixinsuffizienz ist die Gabe von Antibiotika umstrittener. Im Urin und urogenitalen Abstrichen werden zunehmend Resistenzen der Enterobacteriaceae gegen Ampicillin und Amoxicillin gesehen.

Untersuchung: Bei Müttern mit Frühgeburten vor 32+0 SSW aus dem Perinatalzentrum Großhadern wurden retrospektiv präpartale Vaginalabstriche in den Zeitintervallen 2001 bis 2003 und 2010 bis 2012 ausgewertet, um Keimspektren und Resistenzmuster zu vergleichen.

Ergebnisse: Auch in den Vaginalabstrichen von Müttern mit Frühgeburten vor 32 SSW im Perinatalzentrum Großhadern lässt sich innerhalb einer Dekade eine starke Zunahme der Resistenzen gegen Ampicillin (und Piperacillin) auf über 60% bei E. coli und über 70% bei den Enterobacteriaceae und allen ausgetesteten Vaginalkeimen nachweisen. Die Resistenzrate gegen Cefuroxim stieg bei E. coli von 0% auf 17% und bei allen Enterobacteriaceae von 20% auf 24%, die von Cefotaxim auf 11% bzw. 18%. Bei den ßLaktamaseinhibitor+Penicillin-Präparaten ist die Resistenzrate in diesem Zeitraum relativ stabil geblieben (für Amoxicillin+Clavulansäure mit 26% etwa doppelt so hoch wie für Piperacillin+Tazobactam). Gegen Meropenem gibt es weiterhin nur Einzelfälle von Resistenzen.

Diskussion: Die Zunahme an Resistenzen gegen – aufgrund der älteren Studien empfohlenen – Standardantibiotika wie Ampicillin bei vorzeitigem Blasensprung erfordert ein Hinterfragen über deren Basiseinsatz. Ein unkritischer Wechsel auf Cephalosporine aufgrund der günstigeren Resistenzprofile ist aber nicht unproblematisch. Er bedeutet eine Therapielücke bei Enterokokken und ggf. ein höheres Risiko für die Entstehung einer pseudomembranösen Colitis. Es liegen zudem keine großen Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit bei Frühgeburtsbestrebungen aus repräsentativen mitteleuropäischen Kollektiven vor.