Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb04_09
DOI: 10.1055/s-0034-1388090

Einfluss der Schmerztherapie und der peripartalen Betreuung auf die Zufriedenheit mit dem Geburtserlebnis

A Jank 1, 2, S Amara 2, J Singer 3, C Höhne 3, H Stepan 2
  • 1Fertility Center Berlin, Berlin, Germany
  • 2Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung für Geburtsmedizin, Leipzig, Germany
  • 3Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Leipzig, Germany

Fragestellung: Geburtsschmerz ist ein komplexes Phänomen, das individuellen, situativen und soziokulturellen Faktoren unterliegt. Die Schmerzreduktion ist eine zentrale Komponente der modernen geburtshilflichen Betreuung. Anliegen dieser Untersuchung ist es, herauszufinden inwieweit die Art der Schmerztherapie und der peripartalen Maßnahmen die Zufriedenheit mit dem Geburtserlebnis begünstigen kann.

Methodik: In einer prospektiven monozentrischen Observationsstudie wurde die peripartale Schmerztherapie mittels Opioiden, primärer und sekundärer Regionalanästhesie (RA) in einem Level-I-Perinatalzentrum untersucht. Das Studienkollektiv umfasste in 12 Monaten 449 vaginal entbundene Patientinnen (GA 37+0 – 42+0 SSW). Es erfolgte die Schmerzevaluation mittels der numerischen Ratingskala (NRS) sub partu. Postpartal wurde die erinnerte Schmerzeinschätzung sowie der aktuelle Schmerz erfragt. Ebenfalls erfassten wir die peripartalen Betreuung. Zur Anwendung kam die deutsche Version der Salmon's Item List (SIL-ger), mit der das Geburtserleben mehrdimensional erfasst wird.

Ergebnis: Die Schmerzreduktion ist mit Regionalanästhesie größer als mit Opioidgabe. In der postpartalen Befragung werden der durchschnittliche und der maximal erinnerte Schmerz in allen Gruppen ähnlich eingeschätzt. Postpartal sind die Schmerzintensitäten gleich. Im Vergleich des SIL-Gesamtsummenscores findet sich kein Unterschied. In der Subkategorie „gute emotionale Adaptation“ sind die Unterschiede eindeutig: Patientinnen mit Opioid machen positivere Angaben als Patientinnen mit RA-Verfahren (p < 0,01), ebenfalls bei „Zeit verging schnell“ und "Ängstlichkeit". Erstaunlich ist, dass es in der Kategorie "Schmerz und Erschöpfung" keine wesentlichen Unterschiede gibt.

Schlussfolgerung: Die Regionalanästhesie ist das effektivste schmerzreduzierende Verfahren. Allerdings trägt dies nicht zur größeren Zufriedenheit der Entbindenden bei. Postpartal wird der erinnerte Schmerz nicht unterschiedlich bewertet. Die unterstützenden Maßnahmen werden entweder stärker wahrgenommen oder beeinflussen die Zufriedenheit mit dem Geburtserlebnis.