Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb05_08
DOI: 10.1055/s-0034-1388108

Therapie mit dem Immunmodulator Natalizumab bei Multipler Sklerose in der Schwangerschaft

WE Paulus 1, V Klant 1
  • 1Oberschwabenklinik, KH St. Elisabeth, Institut für Reproduktionstoxikologie, Ravensburg, Germany

Fragestellung: Bei Natalizumab handelt es sich um einen monoklonalen Antikörper gegen Alpha-Integrin mit einer Halbwertszeit von 16 Tagen. Die intravenöse Applikation im Abstand von 4 Wochen zeigte positive Effekte bei komplizierten Verläufen von Multipler Sklerose und Morbus Crohn. Diese Erkrankungen betreffen häufig auch Frauen im fertilen Alter. In Tierversuchen wurden Störungen der Hämatopoese bei den Nachkommen registriert. Angesichts der geringen Erfahrungen wird bislang von einer Anwendung in der Schwangerschaft abgeraten.

Methodik: Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem nationalen Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 2008 und 2013 13 Schwangerschaften dokumentiert, die unter Anwendung von Natalizumab (300 mg i.v. im Intervall von 4 Wochen) eingetreten waren. Allen Fällen lag eine mütterliche Erkrankung an Multipler Sklerose zugrunde. Die Kontaktaufnahme mit unserem Zentrum erfolgte nach Feststellung der jeweils ungeplanten Schwangerschaften.

Ergebnisse: 2 Patientinnen entschieden sich aufgrund der insuffizienten Datenlage zum Schwangerschaftsabbruch. 11 Schwangerschaften wurden fortgeführt, wobei die Behandlung mit Natalizumab in 6 Fällen bis zum Ende der Schwangerschaft beibehalten wurde. Neben 9 gesunden Neugeborenen wurden zwei Kinder mit kongenitalen Anomalien registriert (Hexadaktylie, Pulmonalarterienektasie). Das Geburtsgewicht der 7 Jungen und 4 Mädchen lag zwischen 2.380 g und 3.800 g (Median: 2830 g) bei einem Geburtstermin zwischen SSW 35/0 und SSW 40/1 (Median: SSW 38/2).

Schlussfolgerung: Bei komplizierten Verläufen von Multipler Sklerose sollte die Stabilisierung der mütterlichen Grunderkrankung auch in der Schwangerschaft nicht vernachlässigt werden. Moderne Immunmodulatoren wie Natalizumab sind zwar bislang in der Schwangerschaft nicht ausreichend untersucht, doch lässt unser Kollektiv kein hohes teratogenes Potential erkennen.