Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb06_05
DOI: 10.1055/s-0034-1388122

Interaktionswege des fetalen Serums und der zellulären Cholesterin-Abgabe bei IUGR

U Pecks 1, 2, W Rath 1, MG Mohaupt 2, S Hirshman 1, 2, M Hütten 3, TW Goecke 1, D Schlembach 4, G Escher 2, N Maass 1
  • 1Universitätsklinikum der RWTH, Frauenklinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin, Aachen, Germany
  • 2Inselspital Bern, Department für Hypertonie, Bern, Switzerland
  • 3Universitätsklinikum der RWTH, Kinderklinik, Aachen, Germany
  • 4Universität Jena, Frauenklinik, Jena, Germany

Fragestellung: Cholesterin ist essentiell für die fetale Entwicklung. Ein nennenswerter Anteil des Cholesterins wird dem Feten dabei diaplazentar durch die Mutter gestellt. Die IUGR ist durch einen veränderten fetalen Cholesterin-Metabolismus mit einer erniedrigten Cholesterin-Konzentration im Nabelschnurblut gekennzeichnet. Da die plazentare Cholesterin-Transportleistung durch Serumfaktoren des zirkulierenden Blutes gesteuert werden kann, stellten wir die Hypothese, dass fetales Serum bei der IUGR den Cholesterin-Efflux negativ beeinflusst.

Methodik: Nabelschnurblut betroffener (IUGR n = 25), und nicht-betroffener (CTRL n = 25) Feten wurde in verschiedenen etablierten Zell-Kultur-basierten 3 H-Cholesterin-Efflux-Assays mit und ohne ABCA1-Überexpression untersucht. Das Serum-Lipidprofil wurde enzymatisch-fotometrisch bestimmt. Cholesterin-Akzeptor-Konzentrationen wurden per MRM-MS Analyse und ELISA ermittelt.

Ergebnis: 3 H-Cholesterin wurde von Zellen nach Inkubation mit Serum von IUGR-Feten im Vergleich zu CTRL vermindert abgegeben (p < 0,001). Der Effekt ist nicht durch den Cholesterin-Transporter ABCA1 vermittelt, da dessen Überexpression den Unterschied aufhob. Der Cholesterin-Efflux war insgesamt stark korreliert zur HDL und ApoE-Konzentration (rho = 0,777 und rho = 0,60).

Schlussfolgerung: Eine reduzierte Cholesterin-Akzeptor-Kapazität des Nabelschnurserums bei IUGR kann zu einem verminderten transplazentaren Cholesterin-Transport zum Feten beitragen. HDL und ApoE kommt dabei eine herausragende Funktion im fetalen Cholesterin-Haushalt zu. Der Effekt eines verminderten Cholesterin-Efflux erfolgt nicht über Interaktion des Serums mit dem meist-bekannten Cholesterin-Transporter ABCA1. Andere Transportwege wie ABCG1 oder SRB1 können eine Rolle spielen.

Da ein gestörter Reverser Cholesterin-Transport an der Entstehung der Atherosklerose beteiligt ist, bieten unsere Ergebnisse auch einen mechanistischen Link zur bekannten Beobachtung kardiovaskulärer Erkrankungen im Erwachsenenalter bei mindergewichtigen Neugeborenen.