Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb07_05
DOI: 10.1055/s-0034-1388140

Die Rückkehr der Mütter-Killer – zweiter schwerer, diesmal fataler Sepsis-Fall durch „second line“-Erreger binnen 2½ Jahren

B Hollwitz 1, F Trillsch 1, N Hedinger 2, R Kiefmann 2, H Rohde 3, A Nierhaus 4, K Hecher 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Hamburg, Germany
  • 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Hamburg, Germany
  • 3Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene, Hamburg, Germany
  • 4Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Intensivmedizin, Hamburg, Germany

Vor zwei Jahren berichteten wir über eine fulminante mütterliche Sepsis und gleichzeitigen IUFT nach vorzeitigem Blasensprung (VBS) durch E. coli.

Kürzlich erlebten wir den ersten Fall eines durch Gruppe B-Streptokokken (GBS) ausgelösten letalen Toxic-Shock-like Syndromes (TSLS) bei einer Gebärenden.

Eine 31-jährige, bislang gesunde Japanerin, I-Gravida, stellte sich nach unauffälligem Schwangerschaftsverlauf in der 40+2. SSW 5,5h nach VBS mit Wehenbeginn und MM 2 cm im Kreißsaal vor. Labor (CRP < 5 mg/l) und Vitalzeichen waren unauffällig, das CTG zeigte hyperfrequente Wehentätigkeit und ein kontrollbedürftiges Herzfrequenzmuster (BL ˜150/Min., eingeengte Oszillation). Bei positivem GBS-Status wurden 2 g Ampicillin i.v. verabreicht. Wegen der schmerzhaften Wehentätigkeit und des suspekten CTG entschlossen wir uns 1,5h nach Aufnahme zu einer MBU mit anschließender Fetal-EKG-Ableitung nach PDA-Anlage. Noch während PDA-Anlage unvermitteltes Auftreten tiefer variablen Dezelerationen mit Oszillationsverlust und regelstarke vaginale Blutung. Verdachtsdiagnose: Vorzeitige Plazentalösung, Entschluss zur Notsectio. E-E-Zeit 6 Min.. 3,5h nach Aufnahme wurde aus dickgrünem Fruchtwasser ein eutropher, deprimierter Junge (NA-pH 6,9) entwickelt. Bei Kindsentwicklung Feststellung einer Körpertemperatur von 39,2 °C und eines mütterlichen Blut-pH von 7,19. Es wurde ein bakteriologischer Abstrich vom Uteruscavum abgenommen und unter der Verdachtsdiagnose einer foudroyanten Sepsis eine Breitbandantibiose mit Meropenem und Substitution von Gerinnungsfaktoren begonnen. Die Patientin kam sofort postoperativ kreislaufstabil auf die Intensivstation Binnen 2h Ausbildung eines Toxic-Shock-like Syndrome mit PCT- und Zytokin-Anstieg, DIC, Dauerreanimationsbedarf, ECMO-Pflichtigkeit, Erythem, akutem Nieren- und später Leberversagen. Trotz maximaler Intensivtherapie und 4fach-Antibiose konnte keine Kreislaufstabilisierung erzielt werden. Die Patientin verstarb nach 72h im septischen Multiorganversagen. Lediglich aus dem Uteruscavum und Abstrichkulturen vom Kind konnten nur GBS isoliert werden.