Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb09_14
DOI: 10.1055/s-0034-1388185

Managements des Myokardinfarkts in der Schwangerschaft

Y Baila 1, T Dimpfl 1, A Worms 1, G Feisel-Schwikardi 1, A Friedland 1, AK von Hobe 1, FM Stumpfe 1
  • 1Klinikum Kassel, Frauenklinik, Kassel, Germany

Fragestellung: Myokardinfarkte sind in der Geburtshilfe seltene Ereignisse, jedoch nimmt durch steigendes Alter der Schwangeren die Prävalenz der kardiovaskulären Komorbiditäten in den letzten Jahren zu. Wie kann das klinische Vorgehen bei Myokardinfarkt in der Schwangerschaft aussehen?

Methodik: Die 41- jährige IV Gravida III Para (Z.n. 3x Sectio) erleidet in der 37. SSW einen akuten Vorderwandinfarkt. Ursächlich ist eine subtotale Stenose des spontan disziierten RIVA. Laborchemisch beträgt die maximal CK bereits bei Aufnahme 1298 U/l. Die Schwangerschaft ist zeitgerecht und intakt, CTG und Doppler bei Aufnahme sind ohne Pathologien. Zunächst wird nach den typischen Beschwerden im Vorfeld eine Aortendissektion mittels CT-Angiografie ausgeschlossen. Die RIVA-Stenose wird umgehend in einer komplexen PTCA-Intervention mit insgesamt 5 Drug-Eluting-Stents versorgt.

Ergebnisse: Die Verlaufskontrollen mittels Echokardiografie zeigen eine nur leichtgradig eingeschränkte Pumpfunktion mit diskreter apikaler Hypokinesie. Die LV-EF beträgt 50%. Die internistische Diagnostik und Therapie erfolgt in enger Kooperation mit der geburtshilflichen Abteilung. Da bei Z.n. 3x. Sectio das Blutungs- und Rupturrisiko in diesem Fall besonders hoch ist, wird die Sectio für die 38. SSW terminiert. Die Thrombozytenaggregationshemmung erfolgt initial und intraoperativ mit ASS und Clopidogrel und wird nach Sectio auf ASS und Prasugrel umgestellt. Der Eingriff erfolgt ohne Komplikationen mit anschließender Überwachung auf der medizinischen Intensivstation. Der Wochenbettverlauf zeigt sich unauffällig. Nach primärem Abstillen aufgrund der Medikation wird die duale Thrombozytenaggregationshemmung für weitere 12 Monate fortgeführt, zusätzlich wird eine ACE-Hemmer- und Statin-Therapie begonnen.

Schlussfolgerung: Mit steigendem Alter der Schwangeren ist es ratsam zunehmend auf kardiovaskuläre Komorbiditäten zu achten.