Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb10_06
DOI: 10.1055/s-0034-1388195

Austragen einer Schwangerschaft trotz Implantation in der Sektionarbe

N Gaupp 1, M Kunze 1, F Markfeld-Erol 1, H Prömpeler 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Frauenklinik, Freiburg, Germany

Einleitung: Die Implantation einer Schwangerschaft in die Sectionarbe ist ein seltenes und schwerwiegendes Ereignis. Mögliche Komplikationen sind Ruptur in die Bauchhöhle, operative frühe Frühgeburt und Hysterektomie. Behandlungsstrategie besteht üblicherweise in der operativen oder medikamentösen Beendigung der Gravidität. Das Austragen einer solchen Schwangerschaft ist mit einem hohen Risiko einer Ruptur mit vitaler Gefährdung der Mutter verbunden.

Fall: Eine 39-jährige IV Gravida II Para, Z.n. 2 x Sectio, stellte sich in der 9+1. SSW in unserer Klinik vor. In der Sonografie zeigte sich die Gravidität in der Sectio-Narbe implantiert, das Cavum uteri leer. Der Trophoblast erschien nach ventral ohne myomentrane Wandung nur mit Serosa und Gefäßen überzogen. Trotz Risikoaufklärung und dringender Empfehlung zur Beendigung der Schwangerschaft entschied sich die Patientin für das Austragen. Die stationäre Überwachung erfolgte ab der 26. SSW. Das Wachstum der Schwangerschaft entwickelte sich exzentrisch nach ventral und links entsprechend einer Zervixschwangerschaft mit extrauteriner Wachstumsrichtung. Bei unauffälligem weiterem Verlauf wurde die primäre Sektio am 12.12.2013 in der 32+3 SSW durchgeführt. Intraoperativ präsentierte sich ein stark vorgewölbtes, aufgeweitetes und von Gefäßen überzogenes unteres Uterinsegment, lediglich von Serosa bedeckt. Nach problemloser Kindsentwicklung wurde nach Verschluss der Uterotomie bei belassener Plazenta die Hysterektomie durchgeführt. Der postoperative Verlauf war komplikationslos, der tiefste Hb lag bei 6,6 g/dl. Histologisch lag eine Plazenta accreta/increta in 90% der Haftungsfäche vor. Kind: Junge, 1970 g, 8/10/10, pH: 7,29

Schlussfolgerung: Im hier vorgestellten Ausnahmefall kam es bei der beharrlichen Patientin mit guter Compliance zu einem überraschend und nicht selbstverständlich unauffälligen Verlauf der Schwangerschaft und relativ komplikationsarmer Geburt.