Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb10_14
DOI: 10.1055/s-0034-1388203

Exulzeriertes blutendes Mammakarzinom und Schwangerschaft – Indikation zur iatrogenen Frühgeburt

M Raich 1, H Hürter 1, T Ernst 1, S Grüßner 1, F Louwen 1
  • 1Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frauenklinik, Frankfurt/Main, Germany

Zielsetzung: Onkologische Erkrankungen in der Schwangerschaft können mit einem ausgeprägten ethischen Dilemma einhergehen. Einerseits kann durch die Schwangerschaft die Prognose der Mutter durch eingeschränkte Therapiemöglichkeiten verschlechtert werden, andererseits kann eine Therapie mit einer erhöhten Mortalität und Morbidität des Feten einhergehen.

Kasuistik: Eine 31Jährige II. Gravida/I. Para reiste mit einem Lokalrezidiv eines großen exulzerierten axillären Mamma-CA rechts aufgrund medizinischer Unterversorgung in Kamerun illegal ein. Als Therapie war eine Ablatio, Chemotherapie mit 5x FEC sowie Radiatio erfolgt. Seit ca. einem Jahr sei ein neuer Knoten tastbar, seit 5 Monaten bestünde die Exulzeration, welche nun seit mehreren Tagen blutete.

Resultate: Aufgrund Hb-relevanter Blutungen (Hb 7,4 g/dl) erfolgte zunächst die Transfusion zweier Erythrozytenkonzentrate. Eine Probenentnahme aus dem Lokalrezidiv zeigte ein Östrogen- und Progesteron-Rezeptor negatives sowie Her2/neu negatives invasives Karzinom, mit ki67 Expression von 50 – 60%. Im MRT wurde ein Rundherd im rechten Oberlappen der Lunge gesichtet. Sonografisch kein Anhalt für Leberfiliae. Im Rahmen des interdisziplinären Tumorboards wurde folgendes Vorgehen beschlossen: Die Indikation zur primären Sectio nach abgeschlossener Lungenreife wurde bei nicht stillbaren Blutungen gestellt. Postoperativ wurde eine erneute Chemotherapie mit Paclitaxel begonnen, sowie die Radiatio durchgeführt, so dass die Blutung unter dieser Therapie sistierte.

Diskussion: Die individualisierte Behandlung einer Patientin mit Mammakarzinom in der Schwangerschaft erfordert eine multidisziplinäre Therapieplanung. Auch wenn grundsätzlich Operationen, Chemotherapie sowie auch die Radiotherapie in der Schwangerschaft als Therapieöglichkeiten bestehen, können individuelle onkologische oder perinatologische Komplikationen eine iatrogene Frühgeburt erforderlich machen.