Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb11_09
DOI: 10.1055/s-0034-1388216

Schwangerschaft und Entbindung bei maternalem Kurzdarmsyndrom und schwerer Thrombophilie

A Rüland 1, B Buchholz 2, N Kiefer 3, B Pötzsch 4, M von Websky 2, JC Kalff 2, U Gembruch 1, W Merz 1
  • 1Uniklinik Bonn, Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Abt. für Geburtshilfe und pränatale Medizin, Bonn, Germany
  • 2Uniklinik Bonn, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Bonn, Germany
  • 3Uniklinik Bonn, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Bonn, Germany
  • 4Uniklinik Bonn, Institut für experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin, Bonn, Germany

Zielsetzung: Beschreibung der Betreuung von Schwangerschaft und Entbindung einer Patientin mit Kurzdarmsyndrom und Thrombophilie mit konsekutiver totaler parenteraler Ernähung (TPE) und dualer Antikoagulation.

Kasuistik: Vorstellung der 26-jährigen Erstgebärenden zur Mitbetreuung in der Schwangerschaft. In der Anamnese multiple Mesenterialinfarkte aufgrund einer unklaren hereditären Thrombophilie. Die Länge des Rest-Dünndarms betrug nach mehreren Darmresektionen 70 cm; konsekutiv entstand ein Kurzdarmsyndrom, das eine TPE erforderlich machte. Eine duale Antikoagulation wurde mit Acetylsalicylsäure und Fondaparinux durchgeführt (Z.n. HIT). Aufgrund der zwölf Längs-Laparotomien (einschließlich temporärer protektiver Anus-präter-Anlage), imponierte die Bauchdecke als Narbenplatte. Der über die TPE zugeführte Kalorienbedarf wurde an die Schwangerschaft angepasst, die Gewichtszunahme insgesamt betrug 17 kg. Die fetale Entwicklung war bis auf eine milde Kopf-Thorax-Diskrepanz unauffällig. In der Spät-Schwangerschaft traten rezidivierende Pyelonephritiden aufgrund von Nierensteinen auf. In der 35. SSW wurde eine intrahepatische Cholestase festgestellt. Nach erfolgloser Geburtseinleitung mit Misoprostol (vaginale und orale Applikation) wurde die elektive Sectio in 37+3 SSW in Intubationsnarkose unter dualer Antikoagulation (mit 24-stündiger Heparin-Überbrückung) durchgeführt. Es wurde ein lebensfrisches Mädchen geboren (2550 g, Apgar 9/10/10, pH 7,37). Der intra- und postoperative Verlauf war komplikationslos. Die Entlassung erfolgte am 4. postoperativen Tag. Im weiteren Verlauf traten weder thrombembolische noch Blutungskomplikationen auf.

Diskussion: Schwangerschaften unter TPE sind selten, jedoch erfolgreich möglich. Eine interdisziplinäre Betreuung ist essentiell.