Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb11_12
DOI: 10.1055/s-0034-1388219

Einzeitige Thrombektomie eines im rechten Vorhof flottierenden, großen Thrombus im dritten Schwangerschafts-Trimenon und Kaiserschnitt-Entbindung – Ein Fallbericht

M Hellriegel 1, BC Danner 2, C Aschka 1, I Benken 3, S Russo 3, FA Schöndube 2, G Emons 1
  • 1Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Göttingen, Germany
  • 2Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, Göttingen, Germany
  • 3Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Anästhesiologie, Rettungs- und Intensivmedizin, Göttingen, Germany

Einführung: Thrombembolische Ereignisse liefern die häufigste Ursache für die mütterliche Mortalität während der Schwangerschaft in den Industrienationen. In diesem Fallbericht beschreiben wir das Auftreten eines im rechten Herzvorhof lokalisierten, flottierenden Thrombus im dritten Trimenon der Schwangerschaft. Die Diagnostik und das therapeutische Management wurden bisher nur selten beschrieben und es existiert kein standardisiertes Vorgehen.

Fallbericht: Eine 26-jährige III. Gravida/II. Para wurde in der 30. SSW in unserer Schwangerenambulanz wegen Belastungsdyspnoe und linksseitiger Thoraxschmerzen vorgestellt. Anamnestisch bestanden bei der Patientin zusätzlich ein Bronchialasthma, ein schwangerschaftsinduzierter insulin-pflichtiger Diabetes mellitus, ein BMI von 42 und ein Nikotinabusus. Bei der Aufnahmeuntersuchung in unserer Klinik sahen wir die Patientin in gutem Allgemeinzustand ohne geburtshilflich relevante klinische Auffälligkeiten bei intakter, zeitgerechter Gravidität. Aufgrund der Dyspnoe wurde eine Herzechokardiografie durchgeführt. Diese zeigte einen flottierenden, 45 × 25 mm großen Thrombus im rechten Herzvorhof. Die Patientin wurde auf die Intensivstation verlegt. Unter Monitoring wurde eine therapeutische Heparintherapie begonnen und die Voraussetzungen für eine Thrombolyse bzw. für einen Kaiserschnitt im Falle einer Lungenarterienembolie geschaffen. Zwischenzeitlich dopplersonographisch Ausschluss einer tiefen Beinvenenthrombose und RDS-Prophylaxe. Obwohl sich der Thrombus in der täglichen echokardiographischen Kontrolle als unverändert präsentierte, blieb das hohe Risiko einer Lungenarterienembolie bestehen. Nach zwei Tagen der Heparintherapie wurden einzeitig der Kaiserschnitt und die Thrombektomie unter extrakorporaler Kreislaufzirkulation durchgeführt. Das Frühgeborene wurde mit C-PAP-Beatmung auf die Kinderintensivstation und die Mutter in stabilem Zustand auf die Intensivstation verlegt.

Schlussfolgerung: Dieser Fallbericht beschreibt die exzellente interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Therapie eines flottierenden Thrombus im rechten Vorhof im dritten Trimenon der Schwangerschaft.