Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb12_04
DOI: 10.1055/s-0034-1388229

Pulmonale Hypertonie in der Schwangerschaft – 4 klinische Fallberichte

A Behnk 1, H Tiede 2, M Reichert 3, A Ghofrani 2, HR Tinneberg 1
  • 1Universitätsklinikum Gießen, Frauenklinik, Gießen, Germany
  • 2Universitätsklinikum Gießen, Medizinische Klinik II, Gießen, Germany
  • 3Universitätsklinikum Gießen, Klinik für Allgemein-, Thorax-, Viszeral- Transplantations- und Kinderchirurgie, Gießen, Germany

Fragestellung: Pulmonalarterielle Hypertonie (PAH) in der peri- und postpartalen Phase ist eine sehr seltene, aber potenziell vital bedrohliche Erkrankung. Ursächlich können verschiedene pathophysiologische Mechanismen sein, auch ein Einfluss des in der Schwangerschaft veränderten Hormonkreislaufes auf die Erkrankung scheint möglich. Trotz optimierter Behandlungsmethoden und moderner medikamentöser Therapiestrategien ist die mütterliche Morbidität und Mortalität weiterhin hoch.

Ziel dieser Arbeit war es, retrospektiv Fälle von peri- und postnataler PAH aufzuarbeiten um Erkenntnisse für die Behandlung zukünftiger Patientinnen zu gewinnen.

Methodik: Es wurde eine retrospektive Patientendatenanalyse aus einer prospektiv geführten Patientendatenbank am Universitätsklinikum Gießen durchgeführt und die Fälle von Frauen mit peri- und/oder postnataler PAH im Zeitraum 1995 – 2013 untersucht. Die beobachteten Parameter umfassten Anamnese, klinische Untersuchung, Messwerte des Rechtsherzkatheters, Messwerte der Rechtsherzechokardiografie, Lungenfunktionsdiagnostik, Laborparameter (BNP), Entbindungsmodus und medikamentöse Therapie.

Ergebnis: Bei 6 Patientinnen bestand eine peri- und/oder postnatale PAH, bei 4 Patientinnen lag eine ausreichende Datenlage vor. Der Erkrankung lagen jeweils unterschiedliche pathophysiologische Mechanismen zu Grunde (1x PAH bei Eisenmengersyndrom, 1x schwangerschaftsinduzierte PAH, 1x IPAH/PAH bei kongenitalem Herzfehler, 1x postpartale IPAH).

Schlussfolgerung: PAH in Schwangerschaft und post-partum-Periode ist eine für Mutter und Fet potenziell vital bedrohliche Erkrankung. Durch schwangerschaftsbedingte Veränderungen im Körper- und Hormonkreislauf kann sich eine vorbestehende PAH in der Gravidität stark verschlechtern. Umgekehrt kommt es postpartal erneut zu Umstellungsmechanismen, welche ebenfalls eine akute Verschlechterung der PAH zur Folge haben können. Schwangere mit PAH sollten in einem Zentrum mit multidisziplinärer Expertise (Perinatalzentrum Level 1, Zentrum für Pulmonale Hypertonie) betreut und in der peri- und postnatalen Phase engmaschig überwacht werden.