Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Gyn_Uro05_12
DOI: 10.1055/s-0034-1388322

Die Endometriose im Pankreas

JL Dörnen 1, C Grupe 1, C Wolf 1, T Fink 1, B Gabriel 1
  • 1St. Josefs-Hospital, Gynäkologie und Geburtshilfe, Wiesbaden, Germany

Hintergrund: Geschätzte 8 – 10 Prozent aller Frauen im reproduzierbaren Alter leiden unter dem Krankheitsbild der Endometriose. Die Spanne der Symptome kann von unspezifischen Beschwerden wie Menstruationsschmerzen bis hin zu Fertilitätsstörungen reichen. Die Krankheit bleibt jedoch häufig lange unerkannt, von Beginn der Symptome bis hin zur Diagnose vergehen durchschnittlich 7 – 10 Jahre. Wegweisend sind vor allem die typische Schmerzsymptomatik wie Dysmenorrhoe, Dyspareunie und mittzyklisch oder prämenstruelle Unterleibsschmerzen. Aber auch atypische Lokalisationen der Endometriose in Haut oder Gehirn wurden beschrieben.

Der Fall: Der vorliegende Fall beschreibt die seltene Lokalisation einer Endometriosis extragenitalis im Pankreas. Die Patientin stellte sich mit akut aufgetretenen epigastischen Schmerzen, in den Rücken ausstrahlend, im Krankenhaus vor. Bei laborchemisch erhöhter Amylase und Lipase sowie diskret erhöhten Entzündungsparametern wurde die Diagnose einer akuten Pankreatitis gestellt. Der Sonografiebefund zum Zeitpunkt der Aufnahme zeigte ein leichtgradig vergrößertes Pankreas. Im Übergang von Pankreascorpus zur -cauda stellte sich eine Zyste von 5 × 4 cm ohne Hinweise auf Cholestase dar. CT-morphologisch ergab sich der Verdacht auf eine nichtmaligne dysontogenetische Zyste. Eine endosonographische Zystenpunktion erbrachte ein neutrophilenreiches Punktat mit multiplen Einblutungen, am ehesten einem Abszess oder einer entzündlichen Pseudozyste entsprechend. Bei erhöhten Tumormarkern (CEA, CA 19 – 9) erfolgte im Verlauf eine diagnostische Laparotomie mit Linkspankreatektomie und Splenektomie sowie Lymphadenektomie durch die Chirurgie. Die histologische Auswertung des OP-Präparates ergab den Befund einer Endometriosezyste ohne Anhalt auf Malignität. Im Anschluss an die Operation wurde die Patientin zur Rezidivprophylaxe einem gynäkologischen Nachsorgeprogramm zugeführt.

Schlussfolgerung: Dieser Fallbericht soll die Vielseitigkeit des Krankheitsbildes der Endometriose verdeutlichen und für entsprechende differentialdiagnostische Überlegungen sensibilisieren.