Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Gyn_Uro05_13
DOI: 10.1055/s-0034-1388323

Fallvorstellung einer extrem seltenen Entität: intramammäres Schwannom

B Blau-Schneider 1, J Seabert 1, T Fink 1, B Gabriel 1
  • 1St. Josefs Hospital, Akad. Lehrkrankenhaus der Johannes-Gutenberg Universität Mainz, Gynäkologie, Wiesbaden, Germany

Einleitung: Schwannome sind langsam wachsende, meist benigne Tumoren, die von den Hüllzellen peripherer Nerven ausgehen. Meist treten sie im Kopf-Halsbereich und in den Extensoren der Extremitäten auf, seltener gehen sie von der Haut, von spinalen Nervenwurzeln und peripheren Hirnnervenanteilen, insbesondere vom 8. Hirnnerv (Acusticusneurinom) aus. Über 90% der Schwannome treten sporadisch auf, bei multiplen Schwannommen besteht meist eine Assoziation mit einer Neurofibromatose oder der seltenen Schwannomatose. Periphere Schwannome präsentieren sich als asymptomatische Tumormasse, bei spinalen Schwannomen kommt es zu radikulären Symptomen bzw. Zeichen der Rückenmarkskompression und Acustikusneurinome führen zur Trias Hörstörungen, Tinnitus und Fazialisparese.

Die Brust ist einen eine extrem seltene Lokalisation für Schwannome, in der englischsprachigen Literatur sind weniger als 30 Fälle beschrieben.

Unser Fall: Wir stellen den Kasus einer 16- jährigen Patientin vor, die sich mit einem neu aufgetretenen Tastbefund der linken Mamma vorstellte. Sonografisch zeigte sich ein relativ scharf abgegrenzter, echoarmer maximal 3,3 cm messender Herdbefund, der von der Sonomorphologie gut mit einem Fibroadenom vereinbar war. Allerdings war der Befund nicht sicher im Drüsenkörper lokalisiert, so dass der Patientin zum Ausschluss eines anderen Krankheitsbildes zur weiteren Abklärung mittels Stanzbiopsie geraten wurde. Bei der histologischen Untersuchung zeigten sich überraschenderweise palisadenartige Spindelzellen ohne Atypien. Mit einer immunhistochemischen Färbung zum Nachweis von Protein S100 konnte die Diagnose eines Schwannoms verifiziert werden. Aufgrund des Entartungsrisikos von ca. 1% und der Schmerzhaftigkeit des Befundes erhielt die Patientin eine komplikationslose Lumpektomie.

Schlussfolgerung: Unser Fall zeigt, wie wichtig es ist, auch bei scheinbar klaren Diagnosen mögliche Differentialdiagnosen nicht aus dem Blickfeld zu verlieren.