Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Onko02_11
DOI: 10.1055/s-0034-1388356

Endokrine Therapie des metastasierten Mammakarzinoms des Mannes – eine retrospektive Analyse von 80 Patienten im Vergleich mit 541 Frauen

J Schippan 1, H Eggemann 1, U Altmann 2, FW Röhl 3, SD Costa 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Magdeburg, Medizinische Fakultät, Magdeburg, Germany
  • 2Universität Gießen, Institut für Medizinische Informatik, Bereich Tumordokumentation, Gießen, Germany
  • 3Universität Magdeburg, Institut für Biometrie und Medizinische Informatik, Magdeburg, Germany

Fragestellung: Ziel der retrospektiven Studie war die Beurteilung der Effektivität der endokrinen Therapie hinsichtlich des Gesamtüberlebens im Vergleich von Männern und Frauen mit einem metastasierten Mammakarzinom.

Methodik: Analysiert wurden 80 Männer im Vergleich mit 541 Frauen mit einem metastasierten Mammakarzinom aus dem Tumorregister innerhalb des Beobachtungszeitraumes (2000 – 2009). Ausgewertet wurde das Gesamtüberleben (Kaplan-Meier-Überlebenszeitanalyse) von hormonrezeptorpositiven metastasierten Patienten und Patientinnen unter endokriner Therapie (first-line Therapie) sowie die Einflussfaktoren auf die Überlebenszeit (Cox-Regressions-Modell).

Ergebnis: Hinsichtlich der Metastasierungslokalisation, des HER2-Status und des Alters waren beide Kollektive ausgeglichen. Männer hatten signifikant häufiger G2-Tumoren. Frauen dagegen hauptsächlich Tumoren im G3-Stadium (p = 0,004). Die Häufigkeitsverteilung der endokrinen Therapie mit Tamoxifen oder Aromatasehemmern zeigte keinen signifikanten Unterschied zwischen Männern und Frauen. In der multivariaten Cox-Regression hatten hormonrezeptorpositive Männer ein signifikant schlechteres Gesamtüberleben als hormonrezeptorpositive Frauen in metastasierter Situation (HR 1,45, 95%-Konfidenzintervall 1,05 – 2,02, p = 0,024). Die mittlere metastasierte Überlebenszeit der Männer lag bei 41,98 Monaten, die der Frauen hingegen bei 65,40 Monaten.

Schlussfolgerung: Die endokrine Therapie in metastasierter Situation scheint bei Männern weniger effizient als bei Frauen zu sein. Mögliche Gründe könnten ein seltener Einsatz von GnRH-Analoga sowie die geringere Wirksamkeit von Aromataseinhibitoren beim Mammakarzinom des Mannes sein.