Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Onko04_19
DOI: 10.1055/s-0034-1388402

Die Lymphozyten-rekrutierenden Chemokine CXCL9 und CXCL10 sind mit einem verbesserten Überleben beim Ovarialkarzinom assoziiert und können durch Indomethacin aus Ovarialkarzinomzellen freigesetzt werden

H Bronger 1, J Singer 1, C Cerny 1, U Reuning 1, C Delbridge 2, J Dorn 1, B Schmalfeldt 1, M Kiechle 1, M Schmitt 1, S Avril 2
  • 1Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität, Frauenklinik, München, Germany
  • 2Institut für Pathologie, Technische Universität, München, Germany

Fragestellung: Die Zahl tumorinfiltrierender Lymphozyten (TILs) ist ein starker und unabhängiger Prognosefaktor beim Ovarialkarzinom. Darüber hinaus tragen TILs als Immuneffektorzellen wesentlich zum Funktionieren immunologischer Therapieansätze bei. Die beiden Chemokine CXCL9 und CXCL10 können solche TILs chemotaktisch in solide Tumore ziehen und sind damit interessante Zielstrukturen zur Verbesserung von Immuntherapien. Über ihre Funktion und Regulation im Ovarialkarzinom ist bislang jedoch wenig bekannt. In der vorliegenden Arbeit haben wir erstmals die prognostische Rolle dieser Chemokine beim Ovarialkarzinom sowie ihren Zusammenhang mit der Infiltration tumor-suppressiver Lymphozyten geprüft. Darüber hinaus stellen wir das Cyclooxygenase (COX)-System als einen möglichen pharmakologischen Kandidaten vor, mit dem man die Chemokinausschüttung und damit die Zahl an TILs verbessern könnte.

Methodik: Immunhistochemischer Nachweis von CXCL9, CXCL10 sowie CD3-positiver T-Zellen und CD56-positiver Natürlicher Killerzellen in 70 fortgeschrittenen serösen Ovarialkarzinomen (FIGO III/IV). Untersuchung der Chemokinsekretion in den humanen Ovarialkarzinomzellen OV-MZ-6 und SKOV-3 mittels ELISA. Multivariate Überlebensanalysen.

Ergebnis: CXCL9 und CXCL10 sind mit einem signifikant verlängerten Gesamtüberleben beim serösen Ovarialkarzinom assoziiert. CXCL10 korreliert signifikant mit dem CD3- und CD56-positiven lymphozytären Infiltrat. Der Cyclooxygenase-Inhibitor Indomethacin erhöht die Freisetzung von CXCL9 und CXCL10 aus humanen Ovarialkarzinomzellen. Celecoxib, der einzige bisher in klinischen Studien getestete COX-Inhibitor zeigte solche Effekte jedoch nicht, am ehesten bedingt durch eine COX-unabhängige NF-κB-Inhibition.

Schlussfolgerung: Die beiden Chemokine CXCL9 und CXCL10 sind unabhängige Prognosefaktoren eines verbesserten Gesamtüberlebens beim fortgeschrittenen serösen Ovarialkarzinom. Indomethacin verstärkt die Freisetzung beider Chemokine aus Ovarialkarzinomzellen und ist daher, im Gegensatz zum einzig bisher klinisch getesteten COX-Inhibitor Celecoxib, ein vielversprechender Kandidat zur Verbesserung von Immuntherapien.