Zufallsdiagnose Vaginalkarzinom in der Frühschwangerschaft – ein Fallbericht

Einleitung: Vaginalkarzinome machen lediglich 2% der weiblichen Genitalkarzinome aus. Die meisten entstehen per continuitatem aus den benachbarten Organen, v.a. aus der Zervix uteri. Hauptsächlich betroffen sind Patientinnen zwischen 60 und 65 Jahren.

Fallbericht: Wir berichten über eine 33-jährige Patientin, bei der in der Frühschwangerschaft ein primäres plattenepitheliales Vaginalkarzinom ohne Befall der Zervix uteri diagnostiziert wurde.

Die Patientin, erstgebärend, ist im Rahmen einer Voruntersuchung für eine Interruptio in der 7. Schwangerschaftswoche mit einem PAPV und klinischem Verdacht auf einen Zervixkarzinom aufgefallen. Daraufhin kam sie in unsere Klinik. Bei der Untersuchung zeigte sich eine polypös erhabene tumoröse Raumforderung, die sich auf die obere Hälfte der Vagina ausstreckte. Die Portio war komplett unauffällig. Sonographisch zeigte sich eine intakte intrauterine Schwangerschaft der 7. SSW. Es erfolgte eine Biopsie, welche ein plattenepitheliales Carcinoma in situ ergab. In der Anamnese gab die Patientin eine 5 Jahre zurückliegende Konisation wegen PAP IVa an, die angeforderte Histologie beschrieb einen dysplasiefreien Konus. Nachsorgeuntersuchungen wurden nicht wahrgenommen.

Wir führten eine Hemikolpektomie unter Abtragung der kompletten oberen Vaginalwand und eine Interruptio durch. Die endgültige Histologie ergab ein niedrig differentiertes Plattenepithelkarzinom der Vagina, pT1b, pNx, R0, G3, L1. Aufgrund des Tumorstadiums wurde eine pelvine und paraaortale Lymphadenektomie empfohlen. Dies wurde von der Patientin aus mangelnder Compliance abgelehnt.

Schlussfolgerung: Vaginalkarzinome können bei Frauen im reproduktiven Alter vorkommen. Im Frühstadium ist eine fertilitätserhaltende Operation möglich. Ebenfalls ist darauf hinzuweisen, dass vor einer Konisation eine Kolposkopie mit Biopsie erforderlich ist und auf eine Überprüfung der Konkordanz zwischen Histologie und präoperativen Befunden zu achten ist.