Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - FV_01_09
DOI: 10.1055/s-0034-1388544

Standardisierte Erhebung chirurgischer Komplikationsraten bei laparoskopisch-gynäkologischen Therapieverfahren unter Anwendung der Clavien-Dindo Klassifikation

MP Radosa 1, G Meyberg-Solomayer 2, J Radosa 2, J Vorwergk 1, K Nicolaus 1, S Baum 2, I Juhasz-Böss 2, E Petri 3, E Solomayer 2, IB Runnebaum 1
  • 1Universitätsklinikum Jena – Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Allgemeine Gynäkologie, Jena, Germany
  • 2Universitätsklinikum des Saarlandes; Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Homburg, Germany
  • 3Klinikum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Klinik und Poliklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Greifswald, Germany

Fragestellung: Die Erfassung von Komplikationen stellt einen wichtigen Bestandteil bei der Evaluation operativer Therapieverfahren dar. Ziel der vorliegenden Arbeit war es die Häufigkeit des Auftretens sowie die Schwere von chirurgischen Komplikationen nach laparoskopisch gynäkologischen Operationen standardisiert mithilfe des Clavien-Dindo Systems zu untersuchen.

Methodik: Insgesamt 7438 Behandlungsverläufe nach laparoskopisch-gynäkologischen Eingriffen, erhoben von 9 Arbeitsgruppen wurden ausgewertet. Als Kovariaten wurden technischer Schwierigkeitsgrad des Eingriffes, Art der Studienkohorte, Studiengröße, Daten-Akquise sowie Studienzentrum erfasst. Als Zielvariable wurde die chirurgische Morbiditätsrate, unterteilt in leichte (Clavien-Dindo Grad I-II) und schwere Komplikationen (Clavien-Dindo Grad III-V) erhoben. Ferner erfolgte eine binär logistische Regressionsanalyse für die aufgeführten Kovariaten und dem Auftreten von chirurgischen Komplikationen.

Ergebnisse: 946 Komplikationen wurden erfasst (Gesamtkomplikationsrate: 13%). Hierbei handelte es sich um 664 leichte Komplikationen (8,9%) und 305 schwere Komplikationen (4,1%). Es zeigte sich eine Korrelation zwischen den Kovariaten technischer Schwierigkeitsgrad (relatives Risko [rR] 1,37; p < 0,01), Studiengröße (rR: 0,35; p < 0,01) und Studienzentrum (rR 0,19; p < 0,01) und dem Auftreten chirurgischer Komplikationen.

Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse deuten auf einen Anstieg der chirurgischen Morbidität gynäkologisch laparoskopischer Eingriffe in der letzten Dekade hin, möglicherweise bedingt durch die Ausweitung laparoskopischer Techniken auf Operationsverfahren mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad. Weiterhin erscheint eine methoden-inhärente Beeinflussung der beobachteten Morbiditätsraten durch die standardisierte Erfassung von Komplikationen mittels der Clavien-Dindo Klassifikation möglich.