Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - FV_02_03
DOI: 10.1055/s-0034-1388547

Gestationsdiabetes nach künstlicher Befruchtung als Risiko für Implantationsversagen und Aborte

M Schindler 1, A Eder 1, D Gutknecht 1, M Bals-Pratsch 1
  • 1Profertilita – Zentrum für Fruchtbarkeitsmedizin, Professorin Dr. Monika Bals-Pratsch, Regensburg, Germany

Fragestellung: Gestationsdiabetes (GDM) ist definiert als eine erstmals während einer Schwangerschaft festgestellte Glukosetoleranzstörung. Ein unbehandelter GDM stellt ein erhöhtes Risiko für Mutter und Kind dar. Entsprechend eines EuGH-Urteils beginnt bei einer künstlichen Befruchtung (KüBe) die Schwangerschaft ab dem Zeitpunkt des Embryotransfers (ET). Laut Leitlinie ist bei Vorliegen von Risiken für einen GDM nach Feststellung einer Schwangerschaft die Indikation für die Durchführung eines diagnostischen oralen Glukosetoleranztests (oGTT) gegeben. Die hohe Inzidenz für einen früh einsetzenden GDM trotz prophylaktischer Metformin-Behandlung bei GDM-Risiko nach KüBe ist publiziert. Bei dieser retrospektiven Studie sollte untersucht werden, ob die ovarielle Stimulationsbehandlung und die hormonelle Lutealphasenunterstützung in einem KüBe-Zyklus mit der in vitro-Fertilisation (IVF) und Embryotransfer (ET) schon während der Implantationsphase einen GDM auslösen.

Methodik: Von 4 – 12/2013 erhielten alle Risikopatientinnen vor Beginn eines IVF-Zyklus Metformin. 127 IVF-Patientinnen wurden zum ET-Zeitpunkt mit einem diagnostischen oGTT auf GDM getestet. Zusätzlich wurden als Vergleichsgruppen 38 Risikopatientinnen beim ET im Auftau-Zyklus und 41 Risikopatientinnen 2 – 5 Tage nach intrauteriner Insemination (IUI) untersucht.

Ergebnisse: Bei 70% der IVF-Patientinnen wurde während des Implantationsfensters ein GDM diagnostiziert. Beim Kryo-ET und nach IUI war ein GDM sogar in 86% und 80% feststellbar.

Schlussfolgerung: Wahrscheinlich ist bei KüBe nicht die Hormontherapie, sondern sind die Risikofaktoren ursächlich für GDM. Bleibt dieser während des Implantationsfensters unerkannt, wird wahrscheinlich durch eine gestörte Vaskulogenese die KüBe erfolglos oder ein Abort vorprogrammiert. Daher sollte die GDM-Testung in die Sterilitätstherapie bei KüBe

integriert und ein GDM auch früh genug nach Leitlinien behandelt werden.