Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - FV_02_05
DOI: 10.1055/s-0034-1388549

Prävalenz, Inzidenz, Symptomverlauf und Risikofaktoren von Beckenbodenfunktionsstörungen während der Schwangerschaft und postpartal

M Metz 1, 2, K Baessler 2
  • 1Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Gynäkologie, Berlin, Germany
  • 2Charité Universitätsmedizin Berlin CBF, Gynäkologie, Berlin, Germany

Fragestellung: Ziel der Arbeit war es, Prävalenz und Inzidenz von Beckenbodenfunktionsstörungen der Bereiche Blasen-, Darm-, Halte- und Sexualfunktion in der Schwangerschaft, im Wochenbett und ein Jahr postpartal, die Beeinflussung der Lebensqualität, den Symptomverlauf sowie Risikofaktoren zu erfassen.

Methoden: Auf Basis des Deutschen Beckenboden-Fragebogen wurde ein für den peripartalen Zeitraum neu validierter Fragebogen in einer longitudinalen klinischen prospektiven Studie von nulliparen Frauen im letzten Trimenon (n = 233), sechs Wochen (n = 146) und ein Jahr (n = 120) postpartal sowie retrospektiv für den prägraviden Zustand (n = 233) beantwortet. Ausgewertet wurden Prävalenz bzw. Inzidenz mit Häufigkeiten und Mann-Whitney-Test, Symptomverläufe mit Kreuztabellen und Risikofaktoren mit univariater und multivariater Regression.

Ergebnisse: Die Befragten waren im Median 31 (19 – 46) Jahre alt. Spontan vaginal wurden 63%, vaginal operativ 15% und per sectionem 22% entbunden. Harninkontinenz, anale Inkontinenz, Deszensusgefühl bzw. sexuelle Dysfunktion zeigten prägravidar 52%, im 3. Trimenon 89%, im Wochenbett 89% und ein Jahr postpartal 78%. Zwischen 15% und 68% der Betroffenen gaben Leidensdruck an. Belastungsinkontinenz trat zu 13% prägravidar auf. Diese Frauen zeigten ein signifikant erhöhtes Risiko (p < 0,005) persistenter Belastungsinkontinenz, zu 97% in der Schwangerschaft, 72% im Wochenbett und 100% ein Jahr postpartal.

Unabhängige Risikofaktoren für Beckenbodendysfunktionen waren familiäre Prädisposition, maternales Alter > 35, BMI > 25, Nikotinabusus, langes Stehen oder Sitzen, Unwissenheit über die Beckenbodenlokalisation, Unfähigkeit zur willentlichen Beckenbodenkontraktion, ein DR ll° bzw. postpartaler Wundschmerz.

Schlussfolgerung: Beckenbodenfunktionsstörungen zeigten in der Schwangerschaft und postpartal eine hohe Prävalenz und Inzidenz. Sie erzeugten Leidensdruck. Das fragebogengestützte Screening auf Beckenbodenfunktionsstörungen sollte im Rahmen der sekundären Prävention für diesen Lebensabschnitt geprüft werden.