Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - FV_06_03
DOI: 10.1055/s-0034-1388583

Auswirkungen des Folatantagonisten Methotrexat auf Apoptose und Steroidmetabolismus humaner primärer Granulosazellen

S Hecht 1, S Heublein 2, R Pavlik 2, U Noss 3, T Vrekoussis 2, U Jeschke 2, CJ Thaler 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Großhadern, Klinikum der Universität, München, Germany
  • 2Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Innenstadt, Klinikum der Universität, München, Germany
  • 3Reproduktionszentrum, München, Germany

Fragestellung: Methotrexat (MTX) blockiert kompetitiv die Dihydrofolat-Reduktase und hemmt damit die Synthese des aktiven Folsäure-Metaboliten Tetrahydrofolat. Verminderte Tetrahydrofolatkonzentrationen finden sich auch bei Trägerinnen des Methylentetrahydrofolat Reduktase (MTHFR) Polymorphismus 677 C >T, denn diese synthetisieren angesichts ihrer verminderten MTHFR Aktivität weniger Tetrahydrofolat. Wir konnten zeigen, dass IVF/ICSI-Patientinnen mit diesem Polymorphismus im Rahmen der kontrollierten ovariellen Stimulation weniger reife Oozyten und erniedrigte Estradiolkonzentrationen produzieren. Ziel der hier vorgestellten Arbeit war es, die Auswirkungen von MTX auf die ovarielle Hormonsynthese und Hormonrezeptorexpression am Modell primär kultivierter humaner luteinisierter Granulosazellen zu untersuchen.

Methodik: Humane Granulosazellkulturen von jeweils 5 – 10 Patientinnen wurden isoliert und gepoolt kultiviert. Nach einer viertägigen Kulturdauer in folatfreiem RPMI-Medium wurden die Zellen mit MTX (1µM, 10µM, 100µM) stimuliert und nach weiteren 48h die Estrogen (E2) – Konzentration im Überstand mittels EIA, sowie die ERα Immunpositivität über Immuncytochemie, bestimmt. Die Apoptoserate wurde über die Caspase 3/7 Aktivität quantifiziert.

Ergebnis: Bei den verwendeten Konzentrationen von MTX fand sich keine relevante Apoptoseinduktion. Dagegen zeigte MTX eine signifikante Reduktion der E2 – Konzentrationen (0,8 ± 0,5-fach, p < 0,05) im Zellkulturüberstand. Der Anteil der stark ERα positiven Zellen war unter Stimulation signifikant erhöht (unbehandelt vs. behandelt: 0% vs. 28 ± 21%, p < 0,01). Darüber hinaus nahm der Anteil der stark ERα positiven Zellen konzentrationsabhängig zu.

Schlussfolgerung: Im Rahmen der hier vorgestellten Studie konnte erstmals gezeigt werden, dass die Verminderung der Tetrahydrofolatsythese durch MTX die Steroidbiosynthese negativ beeinflusst. Diese Daten bestätigen unserer früheren Beobachtung, wonach sich auch der MTHFR 677 C >T Genotyp negativ auf die ovarielle Steroidproduktion auswirkt.