intensiv 2014; 22(05): 229
DOI: 10.1055/s-0034-1389568
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

Heiner Friesacher
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Publication Date:
08 September 2014 (online)

Ethik ist die ins Grenzenlose erweiterte Verantwortung gegenüber allem, was lebt. (Albert Schweitzer, 1875–1965)

Vor etwa vier Jahren veröffentlichten wir den letzten Schwerpunkt „Ethik“ in der intensiv. Wir denken, es ist an der Zeit, diesem wichtigen Thema wieder einen größeren Raum zu geben. Ethische Fragen und Probleme begleiten Sie in Ihrem Handlungsfeld täglich. Dabei sind es in der Pflege oftmals die Alltagsroutinen und alltäglichen Handlungen, die ethisch-moralische Probleme hervorrufen. Anders als bei den „großen“ ethischen Problemen (z. B. Maximaltherapie oder Therapieabbruch bzw. -begrenzung) fallen die „kleinen“ ethisch- moralischen Herausforderungen oftmals gar nicht sofort auf, werden manchmal nicht einmal als ethisches Problem identifiziert. Doch gerade hier gilt es eine Sensibilität und Kompetenz zu entwickeln.

Anders als technische oder arbeitsorganisatorische Probleme lassen sich ethische Herausforderungen oftmals nicht eindeutig klären. In vielen Fällen gibt es unterschiedliche Sichtweisen, wie in ethisch schwierigen Situationen zu entscheiden und zu handeln ist.

Mit den beiden Beiträgen in diesem Schwerpunkt möchten wir Ihnen eine Unterstützung für die tägliche Arbeit anbieten.

Im ersten Beitrag wird ein einführender Überblick über die Ethik gegeben. Dieser soll als Orientierungshilfe dienen, um in schwierigen Situationen eine Art Koordinatensystem für das pflegerische Handeln zur Verfügung zu haben. Werden im ersten Teil dieses Beitrags grundlegende ethische Begriffe und Ansätze dargelegt und diskutiert, enthält der zweite Teil einige „Instrumente“ und Hilfen zur konkreten ethischen Entscheidungsfindung.

Der zweite Text, eine Gemeinschaftsarbeit dreier Autorinnen, beschäftigt sich mit der Vermittlung von Ethik. Ethik lehren und lernen ist ja eine Voraussetzung dafür, dass eine ethisch-moralische Entscheidungs- und Handlungskompetenz überhaupt entwickelt werden kann. Ausgehend von einem nicht nur in Fachkreisen viel diskutierten Fall werden zunächst die moralische Kompetenz und deren zugrunde liegenden Theorien aufgezeigt. Dann wird anhand zweier konkreter Methoden – der „Dilemmadiskussion“ und der „Ethischen Fallbesprechung nach dem Nijmegener Modell“ – dargelegt, wie ethische Begründungs- und Entscheidungskompetenz vermittelt und eingeübt werden kann.

Wir hoffen, dass beide Beiträge die Sensibilität für ethische Fragen erhöhen und zu einer fundierten ethisch-moralischen Kompetenz beitragen.