Gesundheitswesen 2015; 77(02): e32-e36
DOI: 10.1055/s-0034-1390443
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Viele Krankenkassen, Fusionen und deren Bedeutung für die Versorgungsforschung mit Daten der Gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland – Erfahrungen aus der lidA-(leben in der Arbeit)-Studie

The Significance of a Large Number of Health Insurance Funds and Fusions for Health Services Research with Statutory Health Insurance Data in Germany – Experiences of the lidA Study
S. March
1   Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg
,
J. Powietzka
1   Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg
,
C. Stallmann
1   Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg
,
E. Swart
1   Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. November 2014 (online)

Zusammenfassung

Seit 1970 hat sich die Landschaft der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) in Deutschland um mehr als 90%, auf derzeit 132 Krankenkassen, verringert. Für Studien mit Nutzung von Daten verschiedener GKVn bedeutet diese Entwicklung neben einer Reduzierung von Kontakten gleichzeitig einen organisatorischen Mehraufwand bei der Datenakquise, da Fusionen Ressourcen in den GKVn binden. Zur Vermeidung von Selektionen bei den Versicherten müssten im Rahmen der Forschung mit GKV-Daten möglichst viele GKVn kontaktiert werden zzgl. ihrer insgesamt 15 verschiedenen Aufsichtsbehörden auf Bundes- und Landesebene, da für eine wissenschaftliche Nutzung von GKV-Daten für die Forschung nach § 75 Sozialgesetzbuch X deren Zustimmung benötigt wird. Die lidA – leben in der Arbeit – Studie, eine Kohortenstudie zu Gesundheit und Älterwerden in der Arbeit strebt u. a. ein umfassendes Datenlinkage von Primär- mit Sekundärdaten aller GKVn an, von denen ein Einverständnis der Befragten vorliegt. Seit Beginn der Studie 2009 hat sich die Zahl der Krankenkassen bereits um 70 reduziert. Von den 6 585 Teilnehmern gab knapp die Hälfte der gesetzlich versicherten Befragten ein schriftliches Einverständnis für ein Datenlinkage ihrer individuellen GKV-Daten. Diese verteilen sich aktuell auf 95 Krankenkassen. Derzeit liegen 11 Verträge mit GKVn vor, die knapp 50% der GKV-Versicherten abdecken. In diesem Zuge wurden 8 Aufsichtsbehörden kontaktiert. Die Problematik der Kassenfusionen und deren Bedeutung im Rahmen der Forschung mit GKV-Daten werden in diesem Beitrag thematisiert. Langfristig wird durch sinkende Kassenzahlen der Aufwand bezüglich der zu kontaktierenden GKVn und zuständigen Aufsichtsbehörden reduziert. Gleichwohl wird die Möglichkeit eines kassenübergreifenden Datensatzes als sinnvolle, aufwandsarme und zudem unverzerrte Alternative für eine umfassende Versorgungsforschung diskutiert.

Abstract

Since 1970 the health insurance system in Germany has shrunk by more than 90% to 132 statutory health insurance funds (SHI) at present. For studies using data from different SHI, this development means a reduction of contacts and a higher workload when requesting data. The latter is due to the fact that fusions bind resources in the health insurance funds. In order to avoid selection in studies among the insured, all SHI must be contacted. Additionally, 15 controlling institutions on the state and national level have to agree as determined in § 75 of the German Social Code number 10. The lidA study – a German cohort study on work, age and health intends to link primary and secondary data from all SHI of those insured who have given their agreement for participation. Since the beginning of the study in 2009 the number of SHI has been reduced by 70. Of the 6 585 interviews in 2011 approximately half of the interviewees agreed in written form that their individual health insurance data can be linked. This portion of the insured is dispersed among 95 SHI. At this point, 11 contracts with SHI are realised (approximately 50% of the insured) and 8 data controlling authorities have been contacted. The problems involved in the fusion of SHI and its meaning for research are explained in this article. The fusion of SHI makes sense for the long term. It will lead to a reduction of contacts and contracts that researchers have to establish in order to analyse the data. Therefore, this article also discusses the alternative of creating a meta-data set of all the data from the different SHI combined.