Zusammenfassung
Der Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Lungenkarzinomen ist das Tabakrauchen,
jedoch erkranken zunehmend auch Nichtraucher an dieser Erkrankung, insbesondere Frauen.
Man geht davon aus, dass Sexualhormonrezeptoren, insbesondere der Östrogenrezeptor
(ER), analog zum Mammakarzinom, bei den nicht-kleinzelligen Karzinomen der Lungen
(NSCLC) eine zunehmende, bisher unterschätzte Rolle spielen. So gibt es schon länger
indirekte Hinweise, dass die Behandlung mit Hormonen im Rahmen einer Hormonersatztherapie
während der Menopause das Lungenkarzinomrisiko erhöht. Aber auch Untersuchungen an
Zelllinien, Xenograft-Modellen und an menschlichen Tumoren von beiden Geschlechtern
können mittlerweile die Expression von ER und ihre Bedeutung in der Proliferation
des NSCLCs klar belegen. Analog zum Mammakarzinom scheint dem ER-Signalweg auch eine
prognostische und prädiktive Funktion zuzukommen. Darüber hinaus kennt man neuerdings
ein intrazelluläres Zusammenspiel des ER mit dem epithelialen Wachstumsfaktorrezeptor
(EGFR). Letzterer ist eine wichtige Zielstruktur in der medikamentösen Therapie des
NSCLC mit Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI), wie etwa Gefitinib, Erlotinib oder Afatinib.
Derzeit laufen erste klinische Studien, die Kombinationstherapien aus EGFR TKI mit
antihormonellen Medikamenten, wie etwa dem Fulvestrant, beim NSCLC untersuchen.
Abstract
Though tobacco smoking is the leading cause of lung cancer, during the last decades
the prevalence increased in never smoking patients, especially in women. Sex steroid
hormones and particularly the estrogen receptors (ERs) seem to play an important but
still underestimated role in non-small cell lung cancer (NSCLC). Beside long existing
hints that hormone replacement therapy (HRT) increases the risk of lung tumors recent
analyses on cell lines, xenografts and human tumors of both sexes gave clear evidence
of ER expression and proliferation in NSCLC. Most recently, the expression of ERs
apparently has prognostic and predictive value. Recently, an intracellular „cross-talk“
between the ER and the epithelial growth factor receptor (EGFR) could be demonstrated.
EGFR are important targets of approved tyrosinkinases (TKIs), like gefitinib, erlotinib
or afatinib. Currently, clinical studies are enrolling lung tumor patients for combination
treatment with EGFR TKI and antihormonal drugs, e. g. fulvestrant.