Zusammenfassung
Die Bildgebung der Halswirbelsäule wurde seit der Einführung der 64-Zeilen-CT-Scanner
im Jahr 2004 durch eine Reihe von Neuerungen weiterentwickelt. Immer umfangreicheres
Evidenzmaterial spricht für den Einsatz der Multidetektor-CT als eigenständigen Screening-Test
zum Ausschluss zervikaler Verletzungen bei polytraumatisierten Patienten mit Bewusstseinstrübung.
Zunehmende Akzeptanz gewinnt bei den Wirbelsäulenchirurgen eine neue Grading-Skala,
die auf CT- und MRT-Befunden und auf dem SLIC-Scoring-System für Verletzungen der
Halswirbelsäule (Subaxial Injury Classification and Scoring System) basiert. Zurzeit
werden die gebräuchlichen radiografischen Parameter für die Evaluation kraniozervikaler
Distraktionsverletzungen unter Verwendung der Multidetektor-CT neu bewertet. Bislang
werden die meisten Patienten mit stumpfem Trauma nicht operativ behandelt, doch haben
neue Erkenntnisse bezüglich der Stabilität der Wirbelsäule sowie die Entwicklung neuer
Operationstechniken und neuer Hardware dazu geführt, dass der aktuelle Trend bei den
Behandlungsstrategien zunehmend in Richtung chirurgischer Interventionen geht. Für
die Radiologen ist es daher unerlässlich zu bestimmen, anhand welcher Befunde sich
Verletzungen, die wegen Instabilität des Bandapparats oder hoher Wahrscheinlichkeit
von Nonfusion einer operativen Stabilisierung bedürfen, von jenen unterscheiden lassen,
die klassischerweise stabil sind und allein mittels Halskragen oder Halo-Weste behandelt
werden können. Dieser Artikel gibt einen Überblick über das Spektrum der Halswirbelsäulenverletzungen,
vom kraniozervikalen Übergang bis zur subaxialen Wirbelsäule, und stellt die gebräuchlichsten
Grading-Systeme für die einzelnen Verletzungsarten vor.
Abstract
A number of new developments in cervical spine imaging have transpired since the introduction
of 64-section computed tomographic (CT) scanners in 2004. An increasing body of evidence
favors the use of multidetector CT as a stand-alone screening test for excluding cervical
injuries in polytrauma patients with obtundation. A new grading scale that is based
on CT and magnetic resonance (MR) imaging findings, the cervical spine Subaxial Injury
Classification and Scoring (SLIC) system, is gaining acceptance among spine surgeons.
Radiographic measurements described for the evaluation of craniocervical distraction
injuries are now being reevaluated with the use of multidetector CT. Although most
patients with blunt trauma are now treated nonsurgically, evolution in the understanding
of spinal stability, as well as the development of new surgical techniques and hardware,
has driven management strategies that are increasingly favorable toward surgical intervention.
It is therefore essential that radiologists recognize findings that distinguish injuries
with ligamentous instability or a high likelihood of nonfusion that require surgical
stabilization from those that are classically stable and can be treated with a collar
or halo vest alone. The purpose of this article is to review the spectrum of cervical
spine injuries, from the craniocervical junction through the subaxial spine, and present
the most widely used grading systems for each injury type.