Zusammenfassung
Fragestellung: Die Akzeptanz unter Suchtfachkräften gegenüber kontroll- statt abstinenzorientierten
Behandlungszielen ist international wiederholt untersucht worden, unter anderem von
Davis und Rosenberg (2012) in den USA. Auch in Deutschland wird die Diskussion um
kontrollierten Konsum seit geraumer Zeit geführt, Daten zur Akzeptanz innerhalb des
Suchthilfesystems fehlen jedoch bislang.
Methodik: Mithilfe eines international eingeführten Itempools wurden in einer Online-Befragung
alle bayerischen Suchtberatungsstellen um Stellungnahmen zur Akzeptanz oder Ablehnung
gegenüber Nicht-Abstinenz-Zielen für 12 verschiedene Therapiebedingungen gebeten:
kontrollierter Konsum als Zwischen- oder Endziel der Behandlung von Klienten mit Missbrauch
oder Abhängigkeit von Alkohol, illegalen Drogen oder Tabak.
Ergebnisse: Generell überwiegt die Akzeptanz die Ablehnung. Es finden sich jedoch Unterschiede
je nach in Frage stehender Therapiebedingung: Die Akzeptanz für kontrollierten Konsum
als Zwischenziel ist deutlich größer als die als Endziel der Behandlung. Bei Missbrauch
ist sie größer als bei Vorliegen einer Abhängigkeit und bei Alkoholproblemen größer
als bei Problemen mit illegalen Drogen.
Schlussfolgerungen: Diese Ergebnisstruktur bestätigt internationale Befunde. In Bayern ist die durchschnittliche
Akzeptanz aber deutlich größer als in den USA und geringer als in Großbritannien.
Abstract
Aims: The acceptance of control-oriented and non-abstinence treatment goals by addiction
professionals is internationally well studied, inter alia by Davis und Rosenberg (2012)
in the United States. In Germany there is also an ongoing discussion on controlled
consumption for quite a long time, but data on acceptance from inside the addiction
help system are still lacking.
Method: Using an internationally established item pool in a web-based survey all outpatient
addiction counseling institutions in Bavaria were asked for acceptability ratings
of non-abstinence goals under 12 different therapy conditions: controlled consumption
as an intermediate or final goal in the treatment of clients with alcohol, illegal
drugs, or tobacco abuse or dependence.
Results: Overall acceptance is greater than rejection. But there are differences depending
on the therapy condition under consideration: controlled consumption is more acceptable
as an intermediate goal than as a final one. Acceptability is higher for abuse than
for dependence, and higher for alcohol than for illegal drugs.
Conclusions: This structure of results replicates international findings. But mean acceptability
ratings for controlled consumption as treatment goal are remarkably higher in Bavaria
than in the United States and lower than in Great Britain.
Schlüsselwörter
kontrolliertes Trinken - kontrolliertes Rauchen - kontrollierter Konsum illegaler
Drogen - Behandlungsziele - Suchtberatung - Akzeptanz
Key words
controlled drinking - controlled smoking - controlled consumption of illegal drugs
- treatment goals - addiction counseling - acceptance