neuroreha 2014; 06(04): 154
DOI: 10.1055/s-0034-1396109
Aktuelles aus der Forschung
Gelesen und kommentiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Transkranieller Gleichstrom kombiniert mit Gangtherapie bei Personen mit Morbus Parkinson

Jan Mehrholz
1   Private Europäische Medizinische Akademie der Klinik Bavaria in Kreischa GmbH, An der Wolfsschlucht 1–2; 01731 Kreischa
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Publication History

Publication Date:
03 December 2014 (online)

Zusammenfassung der Studie

Ziele

Ziel der Studie war es, den Effekt anodaler transkranieller Gleichstromtherapie kombiniert mit Gehtraining auf das Gehen und die Balance von Patienten mit Parkinson-Erkrankung zu evaluieren.


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Methodik

Design

Randomisierte kontrollierte Studie


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Ein- und Ausschlusskriterien

Eingeschlossen wurden Patienten mit idiopathischer Parkinson-Erkrankung nach Kriterien der UK Society Brain Bank innerhalb eines Jahres.

Ausgeschlossen wurden Patienten mit schwerem Freezing, täglichen Stürzen, Demenz (Mini-Mental State Examination Score < 24 von 30) oder anderen Erkrankungen, die das Gehen und die Balance beeinträchtigen.


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Interventionen

Die Experimentalgruppe erhielt ein 15 Minuten umfassendes individuelles Gang- und Balancetraining. Das Üben fokussierte sich auf Ganginitiierung, Schrittlänge, Gehgeschwindigkeit, Armschwung und Balance.

Während des Übens bekam ein Teil der Experimentalgruppe parallel entweder eine transkranielle anodale Gleichstromtherapie (tDCS) oder eine Scheinstimulation. Die Stimulation beinhaltete 15 Minuten Gleichstrom mit einer Stromstärke von 2 mA (wahrscheinlich pro cm2) über den Hirnarealen des primären motorischen und prämotorischen Kortex. Im anderen Teil der Experimentalgruppe wurde der Strom nach 30 Sekunden abgeschaltet. Nach einer Woche wurden die Teilgruppen getauscht, sodass die nur scheinbar stimulierten nun stimuliert wurden und umgekehrt. Somit erhielten alle Teilnehmer der Experimentalgruppe eine Hirnstimulation und Übungen.

Die Kontrollgruppe erhielt die gleiche Hirnstimulationsprozedur, dagegen keine Übungen.


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Messungen

Hauptzielparameter waren die Gehgeschwindigkeit und die Ergebnisse im Pull-Test. Sekundäre Zielparameter beinhalteten die Schrittlänge, die Gangausdauer, die Zeit im Timed-up-and-go-Test.


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Ergebnisse

Insgesamt wurden 16 Patienten in die Studie eingeschlossen und gleichmäßig auf die beiden Gruppen verteilt.

Die Kombination von tDCS und Training verbesserte die Gehgeschwindigkeit, die Zeit im Pull-Test, die Gangausdauer und die Schrittlänge im Vergleich zur alleinigen Hirnstimulation (tDCS). Aber auch Training allein, nicht aber Hirnstimulation allein, verbesserte die Gehgeschwindigkeit, die Gangausdauer und die Schrittlänge der Teilnehmer. Für den Timed-up-and-go-Test fanden sich erstaunlicherweise keine Effekte.

Grundsätzlich fand man die größten Effekte, wenn kombiniert stimuliert und trainiert wurde. Auch Patienten in höheren Hoehn&Yahr-Stadien verbesserten sich; bei ihnen waren die Effekte sogar am größten.


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Schlussfolgerung

Es wird geschlussfolgert, dass die Kombination aus nicht invasiver Hirnstimulation mit Gang- und Balancetraining das Gehen und die Balance von Patienten mit Parkinson-Erkrankung verbessern kann.


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  • 1 Kaski D, Dominguez R, Allum J et al. Combining physical training with transcranial direct current stimulation to improve gait in Parkinson’s disease: A pilot randomized controlled study. Clin Rehabil 2014; May 21 [Epub ahead of print]