NOTARZT 2015; 31(04): 161
DOI: 10.1055/s-0034-1399936
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Publication Date:
14 August 2015 (online)

in der vorliegenden Ausgabe beschäftigen sich Nowakowski et al. mit dem Thema „Telematikanwendungen in der präklinischen Notfallmedizin“ (S. 177). Die Steigerung der wissenschaftlichen Publikationen zum Thema zeigt, dass die Telemedizin zunehmende Aufmerksamkeit und Bedeutung gewinnt. Veränderungen in der Krankenhauslandschaft bieten einen ebenso sinnvollen Einsatzbereich der Telematikanwendungen wie der Wandel in der Betreuung spezieller Patientengruppen durch niedergelassene Kollegen. Das Thema ist also wichtig und für den in der prähospitalen Notfallmedizin Tätigen besonders an den Schnittstellen der Gesundheitssektoren von Bedeutung. Der genannte Artikel soll einen Beitrag leisten zu der notwendigen Diskussion über Chancen und Risiken der Telematikanwendungen in der prähospitalen Notfallmedizin.

Gleichwohl ist es entscheidend, das Thema mit der erforderlichen Trennschärfe zu betrachten und die einzelnen Optionen sektorenbezogen zu beurteilen. Die Ausstattung einzelner Patienten zur telemetrischen Übermittlung eines EKG kann für kardiologische Patienten sinnvoll sein, stellt aber ebensowenig eine Verbesserung der rettungsdienstlichen Versorgung dar wie die aus der Zielklinik erfolgende Übermittlung radiologischer Befunde an ein Zentrum. Wie die Autoren beschreiben, gab es in der Vergangenheit eine Vielzahl von Untersuchungen zum Einsatz der Telematik. Für die prähospitale Notfallmedizin waren dies vor allem Machbarkeitsstudien, der Nachweis eines positiven Effekts auf das Outcome muss noch umfassender geführt werden, um den hohen technischen und finanziellen Aufwand der einzelnen Systeme zu rechtfertigen. Die bisher erfolgte Evaluierung notfallmedizinischer telemedizinischer Projekte zeigte eine Verbesserung der Versorgung über die Schnittstellen hinaus. Diese basiert vor allem auf einer besseren Kenntnis gegenseitiger Fähigkeiten und Limitationen und einem höheren Vertrauen zueinander, damit eine prähospital gebahnte Versorgung möglichst nahtlos klinisch fortgeführt werden kann.

Einzelne evaluierte Systeme wie das des Telenotarztes bieten die Chance, alle an der prähospitalen Versorgung Beteiligten zu unterstützen und so die Sicherheit des Notfallpatienten zu erhöhen. Dabei gilt es, das etablierte gute System aus Notfallsanitätern und Notärzten zu ergänzen und nicht zu ersetzen. Bei notfallmedizinischer Indikation muss auch in Zukunft ein Notarzt physikalisch vor Ort verfügbar sein, sei es als Entscheidungsträger oder zur Kommunikation mit dem Patienten. Diese Aufgabe, eine bestmögliche Patientenversorgung bei gleichzeitig effizientem Ressourceneinsatz sicherzustellen, ohne das duale Versorgungssystem zu schwächen oder abzuschaffen, gilt es, erfolgreich zu meistern.

Mit herzlichen Grüßen
Florian Reifferscheid
Volker Dörges