Pneumologie 2015; 69 - V483
DOI: 10.1055/s-0035-1544616

Prädiktoren eines Lungenfunktionsverlustes bei klinisch stabilen erwachsenen Patienten mit Non-CF-Bronchiektasen

J Rademacher 1, A de Roux 2, MW Pletz 3, FC Bange 1, H Suhling 1, T Welte 1, FC Ringshausen 1
  • 1Klinik für Pneumologie, Medizinische Hochschule Hannover
  • 2Pneumologische Praxis am Schloss Charlottenburg
  • 3Zentrum für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Jena

Hintergrund: Daten bezüglich des Langzeiteffekts verschiedener Patientencharakteristika und therapeutischer Interventionen auf die Lungenfunktion von Patienten mit Non-CF-Bronchiektasen (NCFB) sind begrenzt. Das Ziel unserer Untersuchung war die Identifikation von Einflussgrößen auf einen beschleunigten Lungenfunktionsabfall unter klinischen stabilen erwachsenen NCFB-Patienten.

Methoden: Insgesamt wurden 106 Patienten unserer Sprechstunde für NCFB mit mindestens 2 verfügbaren Lungenfunktionsprüfungen im Zeitraum zwischen Januar 2006 und Dezember 2012 retrospektiv analysiert. Wir verwendeten eine multivariate logistische Regressionsanalyse um die Prädiktoren eines jährlichen Abfalls der Einsekundenkapazität (FEV1) zu errechnen.

Ergebnisse: Das mittlere Alter war 46 Jahre, 64% der Patienten waren Frauen und die mittlere FEV1 betrug 48% vom Soll. Die mittlere jährliche Veränderung der FEV1 betrug 0,1% des Ausgangswerts innerhalb eines medianen Beobachtungszeitraums von ca. 2 Jahren. Die mediane Anzahl an Exazerbationen und Krankenhausaufnahmen betrug 3 bzw. 1. Idiopathische Bronchiektasen waren die häufigste Ätiologie von NCFB bei 29%. Pseudomonas aeruginosa (PA) war der häufigste aus Sputum isolierte Erreger bei 51 Patienten (48%). Von diesen erfüllten 30 Patienten (28%) die Kriterien für eine chronische Besiedlung der Atemwege. Die logistische Regressionsanalyse ergab, dass ein Alter ≤46 Jahren, eine FEV1 ≥50% vom Soll zu Beginn des Beobachtungszeitraums und ein chronischer Nachweis von PA die einzigen Variablen war, die das Risiko eines jährlichen Lungenfunktionsverlusts ≥30 ml unabhängig 3-, 11- und 4-fach erhöhten. Im Gegenzug dazu reduzierte die Dauertherapie mit inhalativen Antibiotika (Aztreonam, Colistin, Gentamicin und Tobramycin) dieses Risiko um 80%.

Schlussfolgerung: Innerhalb unserer Kohorte trugen vornehmlich jüngere Patienten mit allenfalls moderater Einschränkung der Lungenfunktion und chronischer PA Infektion ein gesteigertes Risiko für einen beschleunigten Lungenfunktionsabfall. Unsere Untersuchung legt darüber hinaus nahe, dass gerade diese Patienten von einer intensiven Therapie ihrer NCFB einschließlich inhalativer Antibiotika profitieren können.