Pneumologie 2015; 69 - V367
DOI: 10.1055/s-0035-1544617

Die Evaluation von Oxygenierung und Komorbiditäten verbessert die Niedrigrisikoprädiktion des CRB-65 Scores bei ambulant erworbener Pneumonie

M Kolditz 1, S Ewig 2, H Schütte 3, N Suttorp 4, T Welte 5, G Rohde 6
  • 1Med. Klinik und Poliklinik I, Bereich Pneumologie, Dresden
  • 2Thoraxzentrum Ruhrgebiet, Department of Respiratory and Infectious Diseases, EVK Herne
  • 3Med. Klinik m. S. Infektiologie und Pneumologie, Campus Virchow-Klinikum Berlin
  • 4Med. Klinik M. S. Infektiologie und Pneumologie, Charité-Universitätsmedizin; CAPNETZ STIFTUNG Hannover
  • 5Klinik für Pneumologie, Medizinische Hochschule Hannover
  • 6MUMC+, afdeling Longziekten, Maastricht

Einleitung: Eine Optimierung des CRB-65-Scores zur Risikostratifizierung bei CAP um die Parameter Oxygenierung (oxygen saturation, „S“) und Komorbiditäten (comorbid diseases, „D“) wurde vorgeschlagen. Ziel dieser Studie war die erste multizentrische Validierung des resultierenden DS-CRB-65 Scores.

Methoden: 4432 prospektiv im Rahmen von CAPNETZ untersuchte Patienten wurden eingeschlossen. Vordefinierte Endpunkte waren 28Tages-Letalität, Notwendigkeit einer Beatmungs- oder Vasopressortherapie (MV/VS) und die Kombination aus MV/VS oder ITS-Aufnahme (MV/VS/ICU). Zur Evaluation des CRB-65-Scores mit und ohne Hinzunahme von D (Komorbiditäten definiert nach Fine et al.) und S (initiale Sauerstoffsättigung < 90% oder pO2 < 8 kPa) wurde eine ROC-Kurvenanalyse durchgeführt. Die Kriterien wurden mittels multivariater logistischer Regressionsanalyse evaluiert, der Vergleich der ROC-Kurven erfolgte mittels Hanley und McNeil Methode.

Ergebnisse: Die 28-Tages-Letalität betrug 4%, 4,2% der Patienten benötigten MV/VS und 6,6% MV/VS/ICU. Sowohl das D- als auch das S-Kriterium waren signifikant und unabhängig mit der Letalitätsprädiktion assoziiert, nur S war unabhängig mit MV/VS und MV/VS/ICU assoziiert (alle p < 0,001). Die AUC des kombinierten DS-CRB-65-Scores war der des CRB-65-Scores für alle evaluierten Endpunkte signifikant überlegen (alle p < 0,02), der negativ-prädiktive Wert des DS-CRB-65-Scores betrug für alle Endpunkte > 98%. Von den Patienten mit ungünstigem Krankheitsverlauf trotz CRB-65 = 0 wiesen 64 – 80% einen DS-CRB-65 Score > 0 auf.

Diskussion: Die Addition von S und D führt zu einer signifikanten Verbesserung der prognostischen Vorhersage des CRB-65-Scores. Der resultierende DS-CRB-65 Score ist einfach auch in der Ambulanz zu berechnen und benötigt keine Laborwerte. Eine Implementierung in Algorithmen zur Risikostratifizierung bei CAP insbesondere zur sicheren Niedrigrisikoprädiktion sollte daher erwogen werden.