Pneumologie 2015; 69 - P438
DOI: 10.1055/s-0035-1544648

Ein Zahnarztbesuch mit dramatischen Folgen – Trachealruptur nach Routineeingriff

S Grönke 1, S Boedecker 1, T Hochgreef 1, M Heldwein 1, K Hekmat 1, K Frank 1
  • 1Herzzentrum der Uniklinik Köln

Kasuistik: Anmeldung über Schockraum: 22-jährige Frau mit zunehmender Dyspnoe und V.a. Anaphylaxie bei Z.n. Weisheitszahnextraktion in ambulanter ITN. Auf dem Heimweg entwickelte die Patientin eine akute Dyspnoe, Husten, Heiserkeit und eine rasch progrediente Schwellung von Gesicht, Hals und Thorax. Bei Ankunft im Schockraum kam es trotz vorangegangener Therapie zu einer Progredienz der Dyspnoe. Die Schwellung bei Eintreffen imponierte als Hautemphysem mit auskultatorisch leisen VAG ohne Stridor. Die Verdachtsdiagnose Spannungspneumothoraces bds. mit Emphysem wurde gestellt und nach Intubation der Patientin bds. notfallmäßig entlastet. Im anschließenden CT-Thorax fiel eine 4 cm große Trachealruptur mit Pneumomediastinum und beidseitigem Pneumothorax auf. Bronchoskopisch konnte ein 4 cm langer Trachealeinriss oberhalb der Hauptcarina mit atemabhängigem Entfalten des Defektes und freier Sicht in das Mediastinum bestätigt werden. Nach interdisziplinärer Beratung wurde ein konservatives Vorgehen mit vorzeitiger Extubation festgelegt, um ein Fortschreiten des Defektes durch invasive Ventilation zu vermeiden. Zusätzlich wurde eine Infektprophylaxe initiiert. Im Verlauf resorbierte sich das Hautemphysem und die Thoraxdrainagen konnten sukzessive entfernt werden. Bereits am 8. Tag zeigte sich in der Kontrollbronchoskopie ein geschlossener Defekt mit Granulationsgewebe.

Zusammenfassung: Die Trachealruptur zeigt eine Mortalitätsprognose von 8,7 – 42,1%. In der Literatur werden interventionelle (Thorakotomie mit Schwenklappenplastik oder Trachealstentimplantation) und konservative Behandlungsmethoden diskutiert. Ein konservatives Vorgehen hielten wir bei unserer Patientin im Hinblick auf eine reduzierte intratracheale Narbenbildung, Vermeidung eines zusätzlichen Operationsrisikos sowie fehlender kosmetischer Entstellung für das beste Vorgehen. Nach 14-tägigem Krankenhausaufenthalt konnte die Patientin ohne Residuen nach Hause entlassen werden.