Pneumologie 2015; 69 - P477
DOI: 10.1055/s-0035-1544659

Endoskopische Lungenvolumenreduktion als Teil einer multimodalen Therapie bei pulmonalem Adenokarzinom

K Rososinska 1, F Langer 2, S Fähndrich 1, D Ballek 1, C Schumann 3, R Bals 1, PM Lepper 1
  • 1Innere Medizin V, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg (Saar)
  • 2Klinik für Thorax- und Herz-Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes
  • 3Klinik für Pneumologie, Thoraxonkologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Klinikverbund Kempten-Oberallgäu gGmbH

Hintergrund: Rauchen begünstigt sowohl die Entstehung des Lungenemphysems wie auch von Bronchialkarzinomen (BC). Patienten mit fortgeschrittenem Emphysem und BC sind häufig funktionell nicht operabel.

Fall: Wir berichten den Fall einer 53-jährigen Pat. mit COPD III, FEV1: 0,79L (34% dS), RV 5,07L (302% dS) und kachektischem Ernährungszustand (BMI 17 kg/m2) mit einer seit 5 Jahren stabilen Raumforderung (RF) des emphysematischen rechten Oberlappens unklarer Dignität. Im Alltag ist die Patientin hochgradig dyspnoisch, schwer eingeschränkt und weder operabel noch arbeitsfähig. Aufgrund der Stabilität der RF und der Symptomatik entscheiden wir uns zur Durchführung einer endoskopischen Lungenvolumenreduktion (eLVR) nach Perfusionsszintigrafie (5 Zephyr-Ventile; linker Unterlappen). Die Patientin entwickelt eine Totalatelektase des Zielgebiets. Im Intervall von 1 und 3 Monaten erfolgte eine Verlaufskontrolle, hier berichtet die Pat. über eine deutliche Verbesserung der Belastbarkeit, FEV1: 1,07L (46% dS), RV3,5L (209% dS). In der 3 Monatskontrolle zeigt sich eine erhebliche Gewichtszunahme (BMI 21 kg/m2). Die vorbeschriebene Läsion im rechten Oberlappen ist größenprogredient. Es erfolgt nun die weitere Abklärung mit Diagnose eines pulmonalen Adenokarzinoms im Stadium IIA und Indikation zur Lobektomie des rechten Oberlappens. Spiroergometrisch zeigte sich nun eine ausreichende pulmonale Reserve um eine Lobektomie (pT2A, pN0, cM0, R0) durchzuführen. Postoperativ erholte sich die Patientin rasch. Nach formaler Bilobektomie hat die Patientin nun eine FEV1 von 0,76L (33,2% d.S.) und bei deutlich verbessertem Allgemeinbefinden eine regelmäßige Arbeit aufgenommen.

Diskussion: Patienten mit schwerem Emphysem leiden häufig an pulmonaler Kachexie infolge erheblich erhöhter Atemarbeit. Die eLVR kann die Atemarbeit ökonomisieren und die FEV1 verbessern. Durch eine solche Verbesserung der Gesamtsituation könnte in Einzelfällen die Operabilität bei malignen Tumoren hergestellt werden.