Pneumologie 2015; 69 - P423
DOI: 10.1055/s-0035-1544660

Fallbericht: Ansprechen eines atypischen Karzinoides auf Temozolomid/Capecitabine in vierter Therapielinie

S Thiel 1, J Kollmeier 1, M Schäfer 1, S Griff 2, GJ Förster 3, R Bittner 4, TT Bauer 1
  • 1Abteilung für Pneumologie, Lungenklinik Heckeshorn, HELIOS Klinikum Emil von Behring
  • 2Institut für Gewebediagnostik, HELIOS Klinikum Emil von Behring
  • 3Institut für Nuklearmedizin, Lungenklinik Heckeshorn, HELIOS Klinikum Emil von Behring
  • 4Institut für Radiologie, Lungenklinik Heckeshorn, HELIOS Klinikum Emil von Behring

Hintergrund: Karzinoide sind seltene neuroendokrine Lungentumore und machen etwa 1% der diagnostizierten Entitäten aus. Der Großteil hiervon sind typische Karzinoide (TC) und ein kleinerer Teil atypische Karzinoide (AC). Die Prognose ist günstig, da die Erkrankung meist in einem lokalen Stadium diagnostiziert wird und eine chirurgische Therapie im Vordergrund steht.

Ist eine Metastasierung eingetreten, ist die Datenlage über wirksame Therapiestrategien insgesamt schwach. Im Allgemeinen wird eine Chemotherapie mit Platin/Etoposid wie bei kleinzelligen Lungenkarzinomen (SCLC) empfohlen. Im Fall der seltenen Karzinoide mit sekretorischer Symptomatik (Karzinoidsyndrom) kann eine Biotherapie mit Somatostatinanaloga versucht werden. In jüngerer Zeit wurden Ergebnisse der RADIANT-2 Studie publiziert, die für die Subgruppe von Bronchuskarzinoiden vorteilhafte Resultate unter dem mTOR-Inhibitor Everolimus zeigen konnte.

Für die artverwandte, jedoch vom biologischen Verhalten teils differente Gruppe der gastroenteropankreatischen neuroendokrinen Tumore (GEP-NET) existiert eine höhere Zahl publizierter Therapieserien. Hier konnte unter anderem die Wirksamkeit einer Kombinationschemotherapie mit Temozolomid/Capecitabine in mehreren Arbeiten gezeigt werden. Ob die Ergebnisse auf pulmonale Karzinoide übertragen werden können, bleibt unklar.

In einer Kasuistik schildern wir den Fall einer 45-jährigen Patientin mit MEN-1-Syndrom. Bei histologisch gesicherter Lebermetastasierung eines atypischen Karzinoides wurden zunächst Therapien mit Platin/Etoposid (1), Paclitaxel/Carboplatin (2) und Everolimus (3) durchgeführt. Im Bereich der Lebermetastasierung kam es dabei allenfalls zu einer Stabilisierung.

In vierter Linie wurde die Patientin mit Temozolomid/Capecitabine (4) behandelt und hierunter erstmals eine partielle Remission erreicht.

Wir konnten anhand des geschilderten Falles zeigen, dass die Therapie mit Temozolomid und Capecitabine eine Behandlungsmöglichkeit für Patienten mit pulmonalem Karzinoid darstellt. Ob hieraus eine Standardtherapie werden kann, müssen kontrollierte Studien zeigen.