Pneumologie 2015; 69 - P430
DOI: 10.1055/s-0035-1544665

Akute interstitielle Pneumonitis nach taxanhaltiger Chemotherapie eines B2-Thymoms – eine seltene, nicht immer therapieinduzierte Komplikation

P Hoffknecht 1, M Enderle 1, M Lavae-Mokhtari 1, G May 1, S Freermann 2, S Fischer 2, N Dickgreber 1
  • 1Klinik für Pneumologie, Thoraxonkologie und Beatmungsmedizin, Mathias Spital Rheine
  • 2Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Klinikum Ibbenbüren

Einleitung: Die Differentialdiagnose akuter interstitieller Lungeninfiltrate nach Chemotherapie ist breit. Neben häufigen Gründen wie opportunistischen Infektionen, Lungenembolie, Haemorrhagie oder Lymphangiosis carcinomatosa kommt auch eine chemotherapieinduzierte Pneumonitis in Betracht. Diese ist speziell nach Therapie mit Taxanen eine seltene, aber häufig schwer verlaufene Komplikation, die aufgrund der unspezifischen klinischen Symptomatik und dem variablen histopathologischen Bild immer eine Ausschlußdiagnose darstellt. Aber auch ein Tumorzellzerfall zu Beginn der Chemotherapie bei hoher Tumorlast kann ein vergleichbares bildgebendes Infiltratmuster verursachen.

Fallbericht: Ein 53-jähriger Mann mit Typ B2 Thymom im Masaoka Stadium IV mit mediastinaler Lymphadenopathie und ausgedehnter Infiltration von Perikard und Pleura bds. wurde mit Carboplatin und Paclitaxel behandelt. Wenige Tage nach Erstgabe Auftreten von Ruhedyspnoe, Husten und Fatigue. Es bestehen eine schwergradige Hypoxämie und Restriktion, im CT beidseitige ausgeprägte oberlappenbetonte Milchglas-Infiltrate mit lediglich kleinen subpleuralen Aussparungen, daneben erhöhte Infektparameter. Unter Supportivtherapie und hochdosiertem Kortison (1mg/kg KG) kommt es innerhalb von 10 Tagen zu weitgehender Regredienz der Symptomatik und vollständiger Erholung der Funktionsparameter. Die Chemotherapie wurde unter deeskalierter Kortisontherapie dosisunverändert ohne Auftreten erneuter Symptome fortgesetzt.

ground glasFazit: Ein Tumorlysesyndrom sollte als seltene Ursache einer akuten interstitiellen Pneumonitis insbesondere dann diskutiert werden, wenn die Symptomatik bei hoher Tumorlast und zu Therapiebeginn auftritt. Eine rezidivfreie Reexposition spricht gegen eine chemotherapieinduzierte Toxizität. Möglicherweise besteht für Thymome aufgrund der lymphozytären Beteiligung ein erhöhtes Tumorlyserisiko, wegen der Seltenheit der Erkrankung liegen Erfahrungen hierzu aber nicht vor.