Pneumologie 2015; 69 - P312
DOI: 10.1055/s-0035-1544703

ECMO-Therapie bei akutem Lungenversagen: Entwicklung der Bilirubinwerte und deren Einfluss auf die Mortalität

F Kaestner 1, L Coulee 1, M Bedersdorfer 1, R Kaiser 1, P Böhmer 1, O Linn 1, F Trudzinski 1, M Tauchnitz 1, F Seiler 1, M Alqudrah 1, J Schenk 2, H Wilkens 2, F Langer 3, S Fähndrich 1, M Klingele 3, R Bals 1, PM Lepper 1
  • 1Klinik für Innere Medizin V, Universitätskliniken des Saarlandes
  • 2Institut für Klinische Hämostaseologie und Transfusionsmedizin, Universitätskliniken des Saarlandes
  • 3Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Klinik für Innere Medizin IV, Universitätskliniken des Saarlandes

Hintergrund: Im akuten Lungenversagen ist die extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) inzwischen ein wenn auch nicht weit verbreitetes doch etabliertes Verfahren. Dennoch mangelt es bisher an Leitlinien. Unter anderem sind Blutungen und Hämolyse unter ECMO als Komplikationen beschrieben. Es kann somit zu einem Anstieg des Bilirubins kommen. Die Ursache und die Auswirkung auf die Mortalität sind nicht endgültig geklärt.

Methoden: Wir werteten retrospektiv die Daten von 28 konsekutiven Patienten aus, die in unserem Zentrum 2013 an eine high-flow ECMO angeschlossen wurden. Analysiert wurden neben allgemeinen Patientencharakteristika, Bilirubinwerte vor und während ECMO-Anschluss, Hämolyse- und Gerinnungsparameter, ECMO-Flussraten und die Mortalität.

Ergebnisse: Alle Patienten (Durchschnittsalter 51 Jahre (22 – 72); 11 weibliche Patienten) erhielten primär eine veno-venöse ECMO. Die durchschnittliche ECMO-Laufzeit lag bei 25 Tagen (1 – 96). 14 Patienten starben (50%). Das Bilirubin lag bei 27 der 28 Patienten (96,4%) vor Anschluss im Normbereich (≤ 1,2 mg/dL). 22 Patienten (78,6%) wiesen während der Therapie ein erhöhtes Bilirubin auf, das von 1,3 bis 40,6 mg/dL reichte (Mittelwert aller Maximalwerte 7,25 mg/dL). 3 Patienten erhielten ein MARS-analoges Leberersatzverfahren. Von den 14 verstorbenen Patienten wiesen 12 (85,7%) ein erhöhtes Bilirubin auf. Patienten, die Werte über 10 mg/dL erreichten, überlebten nicht. Der Mittelwert der maximalen Bilirubinwerte lag bei den verstorbenen Patienten bei 11,2 mg/dL, bei den Überlebenden bei 2,8 mg/dL (p < 0,05). Ein Muster bezüglich der zugrundeliegenden Erkrankungen ergab sich nicht.

Diskussion: In der retrospektiven Studie zeigt sich, dass Patienten mit einem erhöhten Bilirubin während der ECMO-Laufzeit ein deutlich höheres Mortalitätsrisiko haben als Patienten mit normalem Bilirubin. Ob die Ursache des Bilirubinanstiegs hämolytisch, stauungsbedingt, septisch, toxisch, oder anderer Genese ist, wird derzeit prospektiv aufgearbeitet.