Pneumologie 2015; 69 - P530
DOI: 10.1055/s-0035-1544724

Notfallaufnahmen von COPD-Patienten bei urbanem Hitzestress – Gibt es einen vulnerablen Phänotyp?

U Liebers 1, M Hanisch 1, J Heinsohn 1, M Jehn 1, W Pankow 2, A Holzgreve 2, D Scherer 3, C Witt 4
  • 1Arbeitsbereich Pneumologie CCM, Charite-Universitätsmedizin Berlin
  • 2Klinik für Pneumologie und Infektiologie, Vivantes Klinikum Berlin Neukölln
  • 3Institut für Ökologie, Technische Universität Berlin, UCaSH, DFG, SFB 1736
  • 4Arbeitsbereich Pneumologie CCM, Charite-Universitätsmedizin Berlin; UCaSH, DFG, SFB 1736

Hintergrund: Während Hitzeperioden steigen die Notfallaufnahmen von COPD-Patienten signifikant an. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und des steigenden Risikos für urbanen Hitzestress ist es notwendig, die vulnerable Patientengruppe zu definieren.

Methode: In einer retrospektiven Studie wurden von Mai bis August 2012 Klimadaten wie Temperatur und Luftqualität (PM10, Ozon), sowie die Anzahl der COPD-bedingten Notfallaufnahmen in vier großen innerstädtischen Berliner Krankenhäusern ausgewertet, den drei Charité-Standorten und dem Vivantes Klinikum Neukölln. Darüber hinaus wurden klinische Daten, das COPD-Stadium, Komorbidität (Charlson-Index), demografische Daten und BMI erfasst.

Ergebnisse: Während des Sommers 2012 wurden nur Hitzetage, jedoch keine Hitzewellen von mehr als 5 Hitzetagen beobachtet. Jedoch führte dieser Hitzestress (Tmax > 28“C) bereits zu einem signifikanten Anstieg der COPD-bedingten Notfallaufnahmen in der Stadt. Während der Studienperiode wurden insgesamt 335 Notfallaufnahmen von Patienten mit COPD-Exazerbationen registriert (GOLD II – IV, Alter 69,7 ± 10,3 Jahre, 53,4% männlich). Während der heißesten Periode (Tmax= 35,4 °C) kamen mit einer Verzögerung von bis zu 2 Tagen insgesamt 73 COPD-Patienten in 13 Tagen zur Aufnahme. Die Luftbelastung mit Ozon max= 158 µg/m2 und PM10max= 40µg/m2 korrelierte ebenfalls mit steigenden stationären Aufnahmen. Die Patientengruppe mit Hitze-assoziierter Hospitalisierung wies einen geringeren Schweregrad der Obstruktion jedoch eine höhere Komorbidität auf als Patienten, die außerhalb der Hitzeperioden wegen einer COPD-Exazerbation hospitalisiert wurden.

Schlussfolgerung: Urbaner Hitzestress bewirkt bereits während kurzer Hitzeperioden einen Anstieg von COPD Exazerbationen in Metropolen der gemäßigten Klimazone wie Berlin. Patienten mit Hitze-assoziierter Hospitalisierung weisen einen geringeren Schweregrad der Obstruktion (COPD II/III) auf als Patienten, die außerhalb der Hitzeperioden hospitalisiert wurden.