Pneumologie 2015; 69 - P329
DOI: 10.1055/s-0035-1544736

Akuter Notfall in der Thoraxonkologie – obere Einflussstauung durch intravasale Tumormanifestation

A Eichberger 1, M Allewelt 1, J Weissenborn 2, C Grohé 1
  • 1Klinik für Pneumologie, Evangelische Lungenklinik Berlin
  • 2Abteilung Kardiologie, Immanuel Klinikum Bernau

Ein 73-jähriger Patient wurde stationär eingewiesen zur Abklärung einer Lymphadenopathie, die im Rahmen der Nachsorge nach Colon-Karzinom in der CT-Thorax aufgefallen war. Übrige Manifestationen hatten sich insbesondere intrapulmonal nicht gezeigt.

Aufgrund einer klinischen oberen Einflussstauung mit Schwellung von Kopf und Hals erfolgte umgehend eine erneute CT-Thorax. Hier zeigte sich eine Stenosierung der V. brachiocephalica links, V. axillaris, und V. cava superior mit Hineinragen eines intraluminalen Substrates bis in den rechten Ventrikel. Die V. Cava superior bot nur noch ein minimales Restlumen, Bei Verdacht auf Thrombose der V. cava wurde zunächst eine lokale Lyse-Therapie mittels Rechtsherzkatheters initiiert. Der Thrombus bzw das Substrat zeigte sich hierbei refraktär. Im Verlauf erfolgte eine Rechtsherzkatheter-gestützte Biopsie des Substrates. Hier zergab sich histologisch kein Thrombus sondern ein nicht-kleinzelliges Karzinom.

Die obere Einflussstauung gehört zu den akuten Notfallsituationen in der pneumologischen Onkologie. Nicht selten demaskiert sich durch eine Einflussstauung erstmalig ein thorakales Tumorgeschehen.

Als Genese kommen am häufigsten das Lungenkarzinom oder Lymphome in Betracht, seltener imponieren Mesotheliome oder Thymome. Zu den benignen Ursachen zählen Thrombosen oder die Anlage von zentralen Venenkathetern oder Herzschrittmachern. Zumeist provoziert eine extravasale Tumormanifestation die Kompression bzw den Verschluss der V.cava superior. In seltenen Fällen kann dies auch direkt durch intravasales Tumorwachstum geschehen.

Als Therapieoption kommen eine Radiotherapie als auch eine Chemotherapie in Betracht. Eine kurzfristige Symptomlinderung kann durch die Implantation eines Stents in die komprimierte V. Cava superior erreicht werden. Hier profitieren Patienten mit extraluminaler Gefäßkompression deutlich mehr als Patienten mit intravasalem Tumorwachstum.