Pneumologie 2015; 69 - P141
DOI: 10.1055/s-0035-1544743

Lungentalkose nach intravenöser Belastung mit Talkum bei Drogenkonsum

E Matrosovich 1, R Hillebrand 1, S Lampert 2, G Lehnert 2, JH Ficker 1
  • 1Medizinische Klinik 3 (Schwerpunkt Pneumologie, Allergologie, Schlafmedizin) am Klinikum Nürnberg; Paracelsus Medizinische Privatuniversität Nürnberg
  • 2Praxis für Innere Medizin, Lungen- und Bronchialheilkunde, Schlafmedizin, Uttenreuth

Hintergrund: Die Lungentalkose ist eine sehr seltene Pneumokoniose, die durch Inhalation oder intravenöse (i.v.) Gabe von Talkum hervorgerufen wird. Dies kann zu pulmonalen Fremdkörpergranulomen, restriktiver Ventilationsstörung und pulmonaler Hypertonie führen.

Kasuistik: Ein 41-jähriger Mann stellte sich mit einem seit einem Jahr progredientem Husten und Belastungsdyspnoe vor. Das Röntgenbild des Thoraxes zeigte eine beidseitige „schmetterlingsförmige“ perihiläre streifig-netzige Mehrzeichnung, initial verdächtig auf eine Sarkoidose. Bei der körperlichen Untersuchung fiel einzig ein verschärftes Atemgeräusch auf. Die Anamnese ergab einen fortgesetzten Nikotinkonsum (ca. 40 py.) sowie einen regelmäßigen i.v. Kokain-Konsum für ca. 3 Jahre. Das CT-Thorax zeigte typische bilaterale retikuläre Fibrosierungen und teilweise ausgeprägten Verdichtungen in allen Lungenlappen und eine geringe bihiläre Lymphadenopathie, vereinbar mit einer fortgeschrittenen Lungentalkose.

Aufgrund der Anamnese von wiederholtem i.v.-Konsum von mit Talkum verschnittenem Kokain wurde die klinische Diagnose der Lungentalkose gestellt.

Echokardiographisch ließ sich eine rechtsventrikuläre Hypertrophie ohne signifikante pulmonale Hypertonie nachweisen. Bei einer fehlenden Kausaltherapie wurde eine symptomatische antiobstruktive Inhalationstherapie eingeleitet. Nikotinkarenz und Physiotherapie wurden dem Patienten dringend empfohlen.

Diskussion: Die niedrige Inzidenz macht die Lungentalkose zu einer diagnostischen Herausforderung. Die ausgeprägte Entwicklung pulmonaler Fremdkörpergranulome, wie in diesem Fall, ist eine seltene, jedoch typische Komplikation von intravenös applizierten Drogen, welche mit Talkum verunreinigt wurden. Das rechtzeitige Erkennen der Symptome, eine ausführliche Anamnese sowie die Kenntnis der Erkrankung und des radiologischen Erscheinungsbildes der Lungentalkose sind entscheidend für die Diagnosestellung.