Pneumologie 2015; 69 - P390
DOI: 10.1055/s-0035-1544749

Pneumonie: Kokken oder Koks?

P Litterst 1, M Westhoff 1
  • 1Lungenklinik Hemer

In den vergangenen zehn Jahren hat sich in Europa Kokain als das am häufigsten konsumierte illegale Stimulans etabliert. Kokain Base („Crack Kokain“) stellt unter den illegalen Drogen die häufigste Ursache respiratorischer Symptome dar.

Wir berichten über einen 34-jährigen arbeitslosen Galvaniseur, der sich mit Fieber bis 40 °C, produktivem Husten, Hämoptysen, Gewichtsabnahme und radiologisch links-betonten pulmonalen Infiltraten in einem auswärtigen KH vorstellte. Bei fehlendem Ansprechen einer Antibiotikatherapie (Ampicillin/Sulbactam und Roxithromycin) sowie drohendem respiratorischem Versagen wurde der Patient nach 3 Tagen in unsere Klinik verlegt. Hier trat unter passagerer nicht-invasiver Beatmung, adjustierter O2-Gabe (FiO2 0,4), kalkulierter Antibiotikatherapie mit Meropenem und Levofloxacin und mit Beginn einer systemischen Steroidtherapie schlagartig eine eindrucksvolle klinische Besserung ein. Laborchemisch fanden sich bei ausgeprägten Entzündungszeichen keine Hinweise auf eine Infektion mit pneumotropen Erregern, eine Kollagenose, Vasculitis oder EAA. Im Thorax-CT ließen sich ausgedehnte Infiltrate mit positivem Bronchopneumogramm links im Ober- und Unterlappen sowie rechts perihilär nachweisen. Die Lungenfunktionstestung zeigte eine mittelschwere rein restriktive Ventilationsstörung. Die Bronchoskopie mit BAL und TBB ergab eine lymphozytäre Alveolitis (84% Lymphozyten, keine Eosinophilie, keine DAH) und histologisch das Bild einer NSIP. Mikrobiologisch waren keine Keime in Blut, Urin und respiratorischen Sekreten nachweisbar. Diagnostisch zielführend war letztlich die Re-Anamnese, bei der neben Zigarettenrauchen auch Cannabis-Konsum angegeben wurde. Im daraufhin durchgeführten Drogenscreening im Urin ließ sich schließlich neben THC auch Kokain nachweisen und der Patient gestand den Konsum von Kokain ein.

Wir stellten die Diagnose einer Kokain-induzierten Lungenerkrankung (akute ILD). Unter passagerer Steroidtherapie (14 Tage) und ohne Kokain-Re-Exposition kam es trotz fortbestehender THC-Exposition bildgebend und funktionell rasch zu einer restitutio ad integrum.

Fazit: v.a. bei jüngeren Patienten mit unklaren pulmonalen Erkrankungen sollte man ursächlich immer auch an Drogenkonsum denken.