Pneumologie 2015; 69 - V536
DOI: 10.1055/s-0035-1544777

Steigerung der Effizienz der Tabakentwöhnung durch kürzere Maßnahmen? Ergebnisse der „Brief intervention study on Quitting smoking“ (BisQuits)

A Rupp 1, J Blank 1, S Mühlig 2, T Rüther 3, C Grah 4, M Ehmann 5, R Pousset 5, A Sehl 2, S Fuchs 2, A Linhardt 3, M Kreuter 5
  • 1Praxis für Raucherberatung & Tabakentwöhnung, Pneumologische Praxis im Zentrum, Stuttgart
  • 2Raucherambulanz, Institut für Psychologie, TU Chemnitz
  • 3Spezialambulanz für Tabakabhängigkeit, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, LMU München
  • 4Institut für Tabakentwöhnung und Raucherberatung am Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe
  • 5Pneumologie und Beatmungsmedizin, Thoraxklinik, Universitätsklinikum Heidelberg und Translationales Zentrum für Lungenforschung Heidelberg (TLRC); Mitglied des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL)

Hintergrund: Obwohl der Tabakentwöhnung (TE) eine enorme medizinische und sozioökonomische Bedeutung zukommt, sind die Bedingungen für Therapeuten und Raucher in Deutschland suboptimal. Gesetzliche Beschränkungen, Bewertung der TE als Primärprävention, Festschreibung von Gruppenkursen und fehlende Kostenerstattung erschweren die Umsetzung leitliniengerechter TE-Strategien.

Ziel: Untersuchung der Effektivität und Effizienz von kürzeren TE-Interventionen.

Methodik: Prospektive, kontrollierte, randomisierte, multizentrische, untersucherinitiierte (IIR, Sponsor Pfizer) Interventionsstudie in Deutschland. Untersucht wurden ein kurzer Ratschlag (Gruppe A), ein Kompaktkurs (2 x 120 min, Gruppe B) und ein mehrwöchiger Entwöhnungskurs (540 min, Gruppe C). Unterstützende Medikation wurde empfohlen und erfolgte auf Entscheidung der Teilnehmer (TN). Die Studie erfolgte unter „real-life“-Bedingungen an 5 Zentren.

Ergebnisse: 344 TN wurden eingeschlossen (T0). Es zeigten sich Dropoutraten von 22, 21% bzw. 9% 3, 6 bzw. 9 Monate nach Intervention (T1, T2 bzw. T3). Die Punktprävalenz (per protocol) für das Aufhören war in Gruppe A 22,6%, 24,6% und 25,4% (jeweils für T1, T2 und T3), in Gruppe B 35,1%, 30% und 25,7% und in Gruppe C 48,1%, 40,6% und 49,3%. Die Rate kontinuierlicher Aufhörer zu T2 war 11,5% (A), 14,6% (B) und 32,5% (C) und zu T3 9,4% (A), 12,5% (B) und 27,3% (C). Die Aufhörquote wurde in allen drei Gruppen relevant durch eine unterstützende Medikation positiv beeinflusst. Die Effizienz (entwöhnte Raucher/Stunde Intervention) lag bei 0,46 (A), 0,43 (B), 0,33 (C).

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse bestätigen, dass mit zunehmender Intensität einer Entwöhnungstherapie die Rate der Aufhörer steigt und dass diese Rate durch die Hinzunahme einer unterstützenden Medikation relevant gesteigert werden kann.

Die Studie zeigt auch, dass eine Untersuchung unter „real-life“-Bedingungen ohne ein sehr enges Patientenmanagement im Follow up hohe Dropoutraten begünstigt.