Pneumologie 2015; 69 - V431
DOI: 10.1055/s-0035-1544784

Radikale, minimal-invasive Volumenreduktionschirurgie (VATS-LVRS) beim fortgeschrittenen Lungenemphysem – Therapiealgorithmus und erste klinische Erfahrung

B Redwan 1, S Freermann 1, J Fichter 2, G May 2, N Dickgreber 2, S Ziegeler 3, M Semik 1, S Fischer 1
  • 1Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Klinikum Ibbenbüren
  • 2Klinik für Pneumologie, Thoraxonkologie und Beatmungsmedizin, Mathias-Spital-Rheine
  • 3Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Klinikum Ibbenbüren

Einführung: Die Lungenvolumenreduktionschirurgie (LVRS) stellt eine wichtige Therapieoption bei Patienten mit fortgeschrittenem Lungenemphysem dar. In der vorliegenden Arbeit wird erstmalig ein Therapiealgorithmus über eine zielgerichtete radikale, minimal-invasive (VATS) LVRS mit ersten klinischen Erfahrungen beschrieben.

Methoden: Von 05/13 bis 06/14 unterzogen sich 52 Patienten einer VATS-LVRS. Alle Daten wurden prospektiv dokumentiert und retrospektiv analysiert. Präoperativ wurden Lungenfunktionstestung, CT-Thorax und eine Ventilations-Perfusions-Szintigraphie (V/Q-Scan) durchgeführt. Zudem am Aufnahmetag und vor Entlassung ein 6-Minuten-Gehtest (6-MWT) und eine kapilläre Blutgasanalyse (BGA).

Ergebnisse: Insgesamt wurden 52 Patienten (17 weiblich, Alter 63 ± 8,2 Jahre) in die Analyse eingeschlossen. Bei allen Patienten bestand eine COPD im GOLD Stadium III-IV mit ausgeprägtem bullösem Lungenemphysem. 48 Patienten konnten komplett minimal-invasiv operiert werden. In 4 Fällen musste eine Konversion zur lateralen Thorakotomie erfolgen. 10 Patienten erhielten eine einseitige LVRS. Intraoperativ wurden ausschließlich radikale Resektionen der mittels V/Q-Scan identifizierten Areale vorgenommen. Die 30-Tages-Mortalität lag bei 5%. Es zeigte sich eine signifikante Verbesserung des 6-MWT bei Entlassung (216 vs. 308m) sowie der Oxygenierung (69 vs. 86mmHg). Nach 9 Monaten konnte eine signifikante Reduktion der Totalungenkapazität (TLC) bestätigt werden (7,8 vs. 6,3L).

Schlussfolgerung: Eine zielgerichtete radikale, minimal-invasive Lungenvolumenreduktionschirurgie führt bei Patienten mit einem fortgeschrittenem Lungenemphysem zu einer signifikanten Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit und einer deutlichen Verbesserung der Oxygenierung. Aufgrund des komplex-morbiden Patientenguts und der mehrfach beschriebenen hohen perioperativen Mortalität sollte dieses Verfahren nur in Zentren mit großer Erfahrung durchgeführt werden.