Pneumologie 2015; 69 - P362
DOI: 10.1055/s-0035-1544798

Hätten Sie eine pulmonale Tuberkulose erwartet? Rekonstitutionssyndrom im Rahmen einer Miliartuberkulose bei HIV

B Wollschläger 1, I Bork 2, U Franke 2, N Lambrecht 2, F Noack 1, C Röder 1, I Reindl 1, B Kreft 3, D Lange 3, B Schmidt 2
  • 1Abteilung Pneumologie, Universitätsklinikum Halle
  • 2Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Schwerpunkt Pneumologie
  • 3Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie

Anhand gut dokumentierter CT- und Bronchoskopie-Befunde demonstrieren wir den Verlauf einer Miliartuberkulose im Rahmen einer AIDS-Erkrankung sowie den Verlauf eines Rekonstitutions-syndroms unter hochaktiver antiretroviraler Therapie (HAART).

Eine 40-jährige HIV-positive Patientin, die im Rahmen einer Schwangerschaft ihre antiretrovirale Therapie beendet hatte, stellte sich wenige Monate nach der Geburt ihres gesunden Kindes mit einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Gewichtsabnahme, Fieber und einer geringen Hustensymptomatik vor. Bei stark kompromittiertem Immunstatus wurde erneut eine HAART eingeleitet.

Zur differentialdiagnostischen Abklärung der Infektionssymptomatik erfolgte nach Durchführung eines Thorax-CT, welches einen unauffälligen Befund erbrachte, u. a. eine Bronchoskopie. Diese zeigte einen endobronchialen Normalbefund. In der Flüssigkultur wurden Tuberkelbakterien nachgewiesen, so dass zusätzlich zur HAART eine antituberkulöse Therapie (Isoniazid, Rifabutin, Pyrazinamid und Ethambutol) begonnen wurde. Da das Fieber persistierte, erfolgte nach Ausschluss anderer Ursachen eine CT-Thorax- Verlaufskontrolle. Dieses zeigte nun den pathologischen Befund einer Miliartuberkulose. Bronchoskopisch fand sich zu diesem Zeitpunkt ein Lymphknoteneinbruch im rechten Hauptbronchus, der klinisch von erneut auftretendem Husten unter Therapie begleitet war. Durch eine systemische additive Cortisontherapie ließ sich das Rekonstitutionssyndrom beherrschen, ohne dass eine Änderung der HAART oder der antituberkulösen Therapie notwendig wurde.