Pneumologie 2015; 69 - P376
DOI: 10.1055/s-0035-1544803

Erworbene Resistenz gegenüber Chinolonen unter Behandlung einer MDR-Tuberkulose

F Fliedner 1, K Avsar 1, H Hoffmann 2, S Thiel 2, J Behr 1
  • 1Asklepios Fachkliniken München-Gauting
  • 2Synlab MVZ Gauting

Wir präsentieren einen 49-jährigen türkischen Patienten mit multiresistenter (MDR), kavernöser Silikotuberkulose. Als Begleiterkrankung war ein primärer Hypoparathyreoidismus bekannt, gut substituiert mit oraler Einnahme von Kalzium und Magnesium. Der Mykobakterium tuberkulosis (MTB) Erreger zeigte sich phänotypisch resistent gegenüber Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol, Protionamid und Streptomycin. Der Patient wurde direkt überwacht behandelt mit Moxifloxacin, Amikacin, Pyrazinamid, Terizidon und Linezolid. Zu Beginn konnte die Empfindlichkeit des Erregers gegenüber Chinolonen sowohl durch einen genetischen gyrA Hybridisierungs-Assay, als auch durch eine phänotypische Resistenztestung bestätigt werden. Aufgrund anhaltend positiver Kulturen acht Wochen nach antituberkulöser Behandlung wurde erneut eine phänotypische Resistenztestung angefordert. Hierbei zeigte sich eine Resistenz gegenüber Ofloxacin und Moxifloxacin, sowohl in der genetischen, als auch phänotypischen Resistenztestung. Dabei ergab sich eine Übereinstimmung des MTB Stamms im IS6110 fingerprint. Folglich ist von einer erworbenen Resistenz gegenüber Chinolonen trotz direkt überwachter Behandlung auszugehen. Im Verlauf wurde Moxifloxacin im Rahmen eines „compassionate use“ Programms durch Bedaquilin ersetzt. Dieses Regime wurde von dem Patienten gut toleriert und der Allgemeinzustand stabilisierte sich rasch. Innerhalb von vier Wochen ergab sich eine kulturelle Sputumkonversion.

In der Literatur wird über eingeschränkte Bioverfügbarkeit von Chinolonen unter oraler Einnahme von Ca2+/Mg2+ berichtet. Unserem Wissen nach präsentieren wir den ersten berichteten Fall einer erworbenen pre-XDR-TB, wahrscheinlich entstanden aufgrund Interaktionen zwischen polyvalenten Kationen und antituberkulöser Medikamente der WHO-Gruppe 3. Dieser Fall unterstreicht zum einen die Wichtigkeit einer direkt überwachten Therapie bei Patienten mit einer MDR-TB und wiederholter Resistenztestungen, falls die Kulturen positiv bleiben.