65-jährige Patientin mit einem Lungenabszess durch Actinomyces

Thorakale Actinomykosen sind mit 13 – 15% der Fälle die zweithäufigste Manifestation einer durch Actinomyceten bedingten Erkrankung. Die Infektion erfolgt durch Aspiration von kontaminiertem Speichel oder Magensaft in das Bronchialsystem. An eine akute inflammatorische Phase schließt sich ein langsamer, chronischer Verlauf mit lokaler Nekrose, Fibrose und Kavernenbildung an. Die Diagnose wird durch das typische histologische Bild mit dem Vorliegen von Drusen im Eiter sowie den kulturellen Erregernachweis gesichert, die Anzucht muss über mindestens zwei Wochen erfolgen. Die Therapie besteht in der Gabe von Penicillin, initial intravenös, später oral, für insgesamt sechs Monate. Bei rechtzeitiger Einleitung einer Therapie ist die Prognose gut.

Kasuistik: Eine 65-jährige Patientin stellte sich im März 2014 mit persistierendem produktivem Husten, Gewichtsabnahme von 14 Kilogramm und zunehmender Belastungsdyspnoe vor. Vorangegangen war im Januar 2014 ein hochfieberhafter Infekt. Als Nebendiagnosen bestehen eine Epilepsie und Nikotinkonsum.

Im CT Thorax (nativ) zeigte sich das Bild einer abszedierenden Pneumonie des rechten Unterlappens mit Spiegelbildung. Die histologische Begutachtung zweier Stanzen erbrachte die Diagnose eines Lungenabszesses durch Actinomyces. Eine kulturelle Anzucht war jedoch nicht möglich. Maligne Zellen oder eine Mycobakteriose konnten nicht nachgewiesen werden.

Die Patientin wurde zunächst intravenös, später oral mit Penicillin behandelt. In einem im Juni 2014, dreieinhalb Monate nach Einleitung der Therapie, durchgeführten CT Thorax zeigte sich ein völliges Abheilen des Abszesses.

Schlussfolgerung: Actinomycetes gehört zu den selteneren Auslösern von Lungenabszessen. Insbesondere beim Vorliegen von Risikofaktoren ist aber auch hier an eine pulmonale Actinomykose zu denken. Bei rechtzeitiger Diagnosestellung und adäquater Therapie ist die Prognose gut.