Pneumologie 2015; 69 - V357
DOI: 10.1055/s-0035-1544875

Können Mitarbeiter (MA) oder Patienten (Pat.) voraussagen, ob sich die 6-Minuten-Gehstrecke (6MGS) bei einem Wiederholungs-6-Minuten-Gehtest (W-6MGT) relevant verbessert?

S Wingart 1, N Lehbert 1, A Leithäuser 1, C Sachse 1, D Jelusic 1, M Wittmann 1, K Schultz 1, M Schuler 2
  • 1Klinik Bad Reichenhall der DRV Bayern Süd
  • 2Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie, Arbeitsbereich Rehabilitationswissenschaften, Universität Würzburg

Hintergrund: Ein W-6MGT zu Beginn und Ende einer Intervention wird in der Literatur zunehmend gefordert, würde jedoch einen erheblichen personellen Mehraufwand bedeuten. Im eigenen Patientengut an 502 COPD-Pat. zeigte sich bei der Durchführung von einem oder zwei 6MGT kein Unterschied in der mittleren Verbesserung (Δ) der 6MGS am Ende der Reha (Δ jeweils 1. Test: T0 → T1 = 81,7 m, Δ jeweils bester von zwei Tests: T0 → T1 = 81,3 m). Zu T0 war der W-6MGT jedoch bei 16,1% der Pat. relevant (um ≥10%) besser als der erste (zu T1 in 10,8%). Dies kann im Einzelfall wichtig sein. Die Frage war, ob erfahrene 6MGT-MA oder die Pat. voraussagen können, ob ein W-6MGT relev. besser sein wird.

Methode: Zu Beginn (T0) und Ende (T1) der Reha erfolgten bei 263 konsekutiven COPD-Pat. je zwei 6MGT im Abstand von 1 Stunde. Nach dem jeweils 1. Gehtest erfolgte eine standardisierte Befragung anhand einer 5-stufigen Antwortskala („Glauben Sie, dass der 2. Test mind. 10% besser sein wird?“). Klinisch relev. Konsequenzen hat nur eine Verbesserung beim W-6MGT.

Ergebnisse: In Abb. 1 ist die Antworthäufigkeit auf die Frage nach der 10%igen Verbesserung zu T0 dargestellt. 46 (T0) von 263 Pat. (17,5%) erzielten im 2. 6MGT eine relev. Verbesserung. In 55% d.F. konnten die MA bei T0 diese Verbesserung der 6-MGS richtig vorhersagen, allerdings konnte der MA richtig voraussagen, dass der Pat. sich nicht verbessert (78%). Von den Pat. wurden 52% der relev. Verbesserungen richtig vorausgesagt, eine richtig negative Vorhersage erfolgte bei 82%.

Abb. 1: Antworthäufigkeiten bzgl. einer relevanten Verbesserung beim W-6MGT bei den Patienten, mit tatsächlich ≥10%-Verbesserung

Diskussion: Ein W-6MGT ist für die Routine und die QS entbehrlich. Da aber knapp 20% der 6-MWGT relevant besser sind und dies im Einzelfall therap. Konsequenzen (z.B. Trainingssteuerung) haben kann, wäre ein Algorithmus hilfreich, der diese Pat. voraussagt. Die Voraussage einer Verbesserung durch MA oder Pat. ist hierzu offensichtlich nicht geeignet.