Pneumologie 2015; 69 - P375
DOI: 10.1055/s-0035-1544883

Hämoglobingehalt beim ersten Spontanatemversuch als prognostischer Faktor für Überleben bei prolongiertem Weaning

W Dohrn 1, S Böing 1, N Anduleit 1, S Kaese 2, G Sofianos 1, WJ Randerath 1
  • 1Klinik für Pneumologie und Allergologie, Zentrum für Schlaf- und Beatmungsmedizin, Krankenhaus Bethanien gGmbH; Institut für Pneumologie an der Universität Witten/Herdecke
  • 2Abteilung für Rhythmologie, Department für Kardiologie und Angiologie, Universitätsklinikum Münster

Einleitung: Kritisch kranke Patienten auf der Intensivstation (ICU) zeigen häufig eine Anämie, die mit einer gesteigerten Mortalität und längerer ICU-Behandlungsdauer assoziiert ist. Zwar existieren Studien, die den Einfluss des Hämoglobin(Hb)-Wertes auf das Weaning untersuchen, unklar ist jedoch die Bedeutung des Hbs im Kollektiv tracheotomierter Patienten mit prolongiertem Weaning. Diese Studie untersucht den Einfluss des Hbs auf das Überleben und den Weaningerfolg langzeitbeatmeter Patienten.

Methoden: Retrospektive Analyse einer Kohorte von 523 Patienten in unserem Weaningzentrum von 2009 – 2013. Alle Patienten wurden über eine Trachealkanüle invasiv beatmet und erfüllten die Kriterien des prolongierten Weanings. Anhand des Hb-Gehaltes beim ersten Spontanatemversuch wurden die Patienten einer von drei Gruppen zugeordnet (Gruppe 1: Hb > 10g/dl, Gruppe 2: Hb 8 – 10g/dl, Gruppe 3: Hb < 8g/dl). Analysiert wurde die Bedeutung des Hb-Gehaltes auf Mortalität und Weaningerfolg.

Ergebnisse: Bei 32,5% fand sich ein Hb > 10g/dl, 58,5% wiesen einen Hb von 8 – 10g/dl und 9,0% einen Hb < 8g/dl auf. Die Mortalität während des Weaningprozesses lag in Gruppe 1 bei 22,9%, in Gruppe 2 bei 37,9% und Gruppe 3 bei 38,3%. Hier zeigte sich ein statistisch signifikanter Zusammenhang vom Hb-Gehalt auf die Mortalität (p = 0,003). Von den Überlebenden konnten in Gruppe 1 68,7% erfolgreich von der invasiven Beatmung entwöhnt werden, in Gruppe 2 lag die Rate bei 63% und in Gruppe 3 bei 56,4%. Somit zeigte sich ein Trend zu einem erhöhten Weaningerfolg mit steigendem Hb, ohne jedoch eine statistisch Signifikanz zu erreichen.

Zusammenfassung: Bei der Mehrheit der Studienpopulation fanden sich niedrige Hb-Werte (< 10 g/dl). Die Höhe des Hb-Wertes zeigte in unserer Kohorte einen signifikanten Einfluss auf das Überleben, nicht jedoch auf den Weaningerfolg. Weitere prospektive Studien sollten Subgruppen untersuchen, um Transfusionsindikationen im Weaning genauer festlegen zu können.