manuelletherapie 2015; 19(01): 4-5
DOI: 10.1055/s-0035-1545379
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bericht über eine besondere Fortbildung in Berlin

Beate Carrière
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Publication Date:
13 February 2015 (online)

„Kopfschmerzen im Becken“ (A Headache in the Pelvis) heißt ein neues, demnächst erscheinendes Buch in Deutschland, das in den USA bereits in der 6. Auflage vorliegt. Mit diesem Buch von David Wise (PhD) und Rodney Anderson (M. D.) sind vor allem männliche Patienten mit Schmerzen im Becken vertraut –, vielleicht auch deshalb, weil Dr. Wise über 20 Jahre an schrecklichen Beckenschmerzen litt, bevor er sich selbst davon befreien konnte.

Seit Jahren besuchen Patienten (jetzt auch Frauen) aus aller Welt in Kalifornien Kurse, die den von Beckenschmerzen Betroffenen beibringen, wie sie sich selbst helfen können. Nach der Befundung eines Arztes führen die Patienten auch mit Dr. Wise und dem sehr erfahrenen Physiotherapeuten Tim Sawyer ein Gespräch, der ebenfalls einen Befund über vorhandene Muskel-Skelett-Probleme feststellt, die von der Körperhaltung im Stehen oder Sitzen herrühren und Triggerpunkte und Beschwerden verursachen können.

Die Patienten lernen dann paradoxe Entspannung, eine von Dr. Wise entwickelte Entspannungstherapie, die zum Teil auf der Therapie von Jacobson beruht. Sie bekämpft im Grunde nicht den Schmerz, sondern lehrt die Patienten, den Schmerz zu akzeptieren und sich dennoch zu entspannen, wie dies Dr. Wise aus seinen eigenen Erfahrungen kennt. Tim Sawyer behandelt seine Patienten nicht nur physiotherapeutisch, sondern sein Ziel besteht darin, ihnen zu zeigen, wie sie ihre Triggerpunkte innerhalb und außerhalb des Beckens selbst kurieren können ([ Abb. 1 ], [ Abb. 2 ]).

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Abb. 1 Tim Sawyer zeigt Triggerpunkte an der Hüfte. (Foto: Sonja Soeder)
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Abb. 2 Tim Sawyer erklärt das Tasten von Triggerpunkten, im Hintergrund Dr. David Wise (mit schwarzem Pullover). (Foto: Sonja Soeder)

Vom 29.–31. August 2014 fand am in der Physiotherapieabteilung des St. Hedwig Krankenhauses in Berlin ein Einführungskursus in das Wise-Anderson-Protokoll statt, zu dem 22 Physiotherapeuten aus Deutschland, Griechenland, Mazedonien, Kanada und Estland sowie 5 Ärzte aus Berlin, Hamburg, Köln, Griechenland und den USA erschienen. In 3 Tagen lernten wir paradoxe Entspannung, Dehnübungen und Triggerpunkte zu erkennen, sie den Beckenschmerzen zuzuordnen und zu behandeln. Ein wichtiger Punkt war die Befundaufnahme mehrerer Patienten (Männer und Frauen) mit Beckenschmerzen, die sich bereit erklärt hatten, vor der Gruppe über ihre Beschwerden zu sprechen und sich anschließend von Tim Sawyer physiotherapeutisch behandeln zu lassen. In diesen 3 intensiven Tagen wurde das Konzept der paradoxen Entspannung erlernt, die gegenseitige Palpation und das Erkennen von Triggerpunkten sowie Muskeldehnung von verspannten Hüft- und Beckenmuskeln geübt.

Der in englischer Sprache abgehaltene Kurs war eine Bereicherung für alle Anwesenden, die mehr über die Behandlung von Beckenschmerzen erfahren wollten. Wir erhielten reichlich schriftliche Begleitinformationen, ein Patientenhandbuch für die ersten 28 Tage der Selbstbehandlung sowie einen Vorabdruck der deutschen Ausgabe „Ein Kopfschmerz im Becken“.

Die Organisation durch die Leiterin der Physiotherapie Frau S. Soeder war bestens und auch der Austausch mit den Ärzten angenehm. Gerade bei Patienten mit so intimen Beschwerden ist unsere Zusammenarbeit besonders wichtig.

Ein Folgekurs soll die Anleitung von Patienten zur Eigenbehandlung ihrer Triggerpunkte beinhalten. Außerdem wird in der Zukunft in Berlin auch ein Patientenkurs mit Dr. David Wise und Tim Sawyer stattfinden.

Besonderer Dank gilt Dr. David Wise, Tim Sawyer und Frau Sonja Soeder, die diesen guten Einführungskurs ermöglichten.