neuroreha 2015; 07(01): 7-8
DOI: 10.1055/s-0035-1548534
Aktuelles aus der Forschung
Gelesen und kommentiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ein Test- und Übungsprogramm für Personen mit Huntington-Erkrankung

Jan Mehrholz
1   Private Europäische Medizinische Akademie der Klinik Bavaria in Kreischa GmbH, An der Wolfsschlucht 1–2; 01731 Kreischa
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Publication History

Publication Date:
19 March 2015 (online)

Zusammenfassung der Studie

Ziele

Ziel der Studie war es, den Effekt eines Übungstherapieprogramms bei Personen mit Huntington-Erkrankung zu evaluieren.


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Methodik

Design

Beobachtungsstudie (in Baseline Phase A) mit anschließendem Übungsprogramm (Phase B).


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Ein- und Ausschlusskriterien

Eingeschlossen wurden Gesunde und Patienten älter als 18 Jahre mit bestätigter Huntington-Erkrankung. Für die nachfolgende Interventionsstudie wurden ausschließlich Patienten mit Huntington-Erkrankung eingeschlossen (eine selektierte Teilgruppe der zuvor beobachteten Personen).

Ausgeschlossen wurden:

  • Patienten mit Erkrankungen oder Komplikationen, die ein sicheres Üben nicht erlauben würden,

  • Patienten mit zusätzlichen bedeutenden neurologischen Erkrankungen,

  • Patienten, die nicht allein auf einem Fahrradergometer sitzen (und mindestens eine Minute ohne Belastung pedalieren) konnten,

  • Patienten mit unkontrollierten psychiatrischen Symptomen,

  • schwangere Patienten und

  • Patienten, die nicht ihr Einverständnis geben konnten.

Zunächst wurde für alle Teilnehmer ein submaximaler Belastungstest auf einem Fahrradergometer durchgeführt. Anschließend wurde eine Teilgruppe der Patienten zum weiteren intensiven Üben eingeteilt.


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Interventionen

Die Interventionsgruppe übte einmal wöchentlich mit einem Übungsphysiologen oder einem Physiotherapeuten in einem Trainingsraum und wurde aufgefordert, zusätzliche Gehübungen zweimal wöchentlich durchzuführen.

Das Üben im Trainingsraum beinhaltete aerobe und anaerobe Komponenten/Inhalte.

Aerobes Training wurde auf einem Fahrradergometer in einer Herzschlagzielzone von 55–75 % der vorherberechneten maximalen Herzfrequenz durchgeführt, wobei man den Widerstand der Tretkurbel dafür kontinuierlich anpasste. Wenn 20 Minuten kontinuierliches Üben bei beschriebener Intensität erreicht wurden, steigerte man in weiteren Sitzungen die Übungszeit schrittweise auf insgesamt 30 Minuten.

„Anaerobes Training“ beinhaltete ein Krafttraining und Übungen wie Beinpresse, Beinstrecker und -beuger, Zuggeräte und Wadenübungen in einem sogenannten Standardübungsraum.

Der Widerstand wurde initial so eingestellt, dass gerade zehn Wiederholungen durchgeführt werden konnten. Gesteigert wurde der Widerstand so, dass immer zwei ganze Sätze mit acht bis zwölf Wiederholungen durchgeführt wurden (bei zwei Minuten Pause zwischen den Sätzen). Die Übungsgewichte steigerte man daher zwischen 2–10 % pro Einheit.

Die Studienteilnehmer sollten zusätzlich zweimal in der Woche für zehn Minuten zügig gehen; so zügig wie möglich, jedoch immer noch in der Lage sein, beim Gehen sprechen zu können. Die Teilnahme an allen Übungen wurde dokumentiert.

Eine Kontrollgruppe wurde in der Übungsphase nicht beschrieben.


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Messungen

Hauptzielparameter waren der Unified Huntington’s Disease Rating Scale Total Motor Score (UHDRS TMS), der Modified Motor Score (mMs), die UHDRS Functional Scale, und die UHDRS Total Cognitive Scores. Die Skalen wurden zu Beginn und zum Ende der Interventionen – zwölf Wochen später – genutzt.


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Ergebnisse

Insgesamt wurden 30 Patienten und 20 Gesunde in die Studie eingeschlossen. In der Interventionsphase wurden 13 Patienten weiter untersucht. Personen mit Huntington-Erkrankung erreichten im Vergleich mit Gesunden eine geringere Belastungsrate nach neun Minuten Fahrradergometer (82 ± 42 Watt vs. 107 ± 35 Watt; p < 0,05) sowie höhere Borgwerte nach drei (3 ± 2 vs. 1 ± 1) und neun Minuten Belastungstestung auf dem Fahrradergometer (7 ± 3 vs. 5 ± 2; beide p < 0,01). Personen mit Huntington-Erkrankung zeigten höhere Laktatwerte nach drei Minuten 2,5 ± 2,5 mmol/min und nach neun Minuten Belastungstestung auf dem Fahrradergometer 3,8 ± 1,9 mmol/min. Nach der Zwölf-Wochen-Übungsphase ergaben sich bei den Patienten keine Veränderungen der Herzfrequenz und der Belastungsmessung mittels Borg-Skala im Belastungstest.


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Schlussfolgerung

Es wird geschlussfolgert, dass für Personen mit Huntington-Erkrankung geänderte Übungsparameter und -beschreibungen benötigt werden und dass weitere Untersuchungen für Faktoren, die die Übungsleistung beeinflussen, erforderlich sind.


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  • 1 Dawes H, Collett J, Debono K et al. Exercise testing and training in people with Huntington’s disease. Clin Rehabil 2014; Aug 20. pii: 0269215514540921. [Epub ahead of print]