Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A19
DOI: 10.1055/s-0035-1548619

Mehrfacher Wechsel von Östrogen-, Progesteron- und HER2/neu-Rezeptor-Status bei Metastasierung eines invasiv-ductalen Mammakarzinoms

P Reif 1, C Tappauf 1, K Tamussino 1, E Petru 1
  • 1Klin. Abteilung für Gynäkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz

Hintergrund: Die Entscheidung hinsichtlich des therapeutischen Vorgehens beim Mammakarzinom wird heute maßgeblich vom Rezeptorstatus beeinflusst. Dieser wird zunächst initial am Stanzpräparat und bei der Primäroperation erhoben. Beim Auftreten eines Rezidivs kommt es bei bis zu 40%1 zu einem qualitativen Wechsel zumindest eines Rezeptors. Das Wissen um den Hormonrezeptor- bzw. Her2-Status der Sekundär- bzw. Folgeläsion(en) beeinflusst daher zunehmend die weiteren Therapieschritte.

Fallbericht: Bei einer 23-jährigen Patientin wurde ein gut verschieblicher Knoten der rechten Brust biopsiert. Histologisch zeigte sich ein Fibroadenom. Eine operative Exstirpation wurde nicht durchgeführt. Sieben Jahre später erfolgte die neuerliche Vorstellung aufgrund einer schlecht verschieblichen Läsion der linken Brust mit axillär vergrößerten Lymphknoten. Es erfolgte eine Ablatio links mit axill. Dissektion links, die ein invasiv-ductales Mammakarzinom links (pT1c, G2, L1, pN2a (7/21), ER: hochgr. pos, PR: mittelgr. pos, Her2/neu: neg) ergab. Die adjuvante Therapie umfasste Epirubicin und Taxotere, Tamoxifen, Goserelin und Irradiatio. Ein Jahr später zeigte sich in der MR-Mammografie bzw. Feinnadelpunktion ein DCIS im Fibroadenom der Mamma rechts. Eine Segmentresektion wurde durchgeführt (G3, R0, ER: neg, PR: neg). Eine Bestrahlung wurde nicht durchgeführt. Zwei Jahre später traten multiple Knochenmetastasen (Histologisch: triple neg. Rezeptorstatus) in der Wirbelsäule, dem Becken und linken Femur auf. Die Patientin erhielt Bevacizumab, Capecitabin und Denosumab. 16 Monate später ergab die Biopsie einer Läsion im rechten Oberlappen der Lunge eine neuerliche Metastase (ER: 100%, PR: 100%, Her2/neu: +++ pos) sowie eine Jamshidi-Punktion des Beckenkamms eine dichte Knochenmarkskarzinose durch den Primärtumor (ER: pos, PR: pos, Her2/neu: neg). Daraufhin erfolgte eine Therapiemodifikation auf nab-Paclitaxel, Trastuzumab und Denosumab. Ein Jahr später zeigte sich der Lungenherd größenstationär. Aufgrund neu aufgetretener Leberläsionen erfolgte eine neuerliche Therapieumstellung auf zuletzt Trastuzumab, Pertuzumab und Vinorelbine.

Schlussfolgerung: Während es sich beim Verlust der Rezeptorpositivität nach adjuvanter Therapie um die häufigste Konstellation2 handelt, stellt der zeitgleiche Nachweis von positiven und negativen Metastasen nach triple-negativem Primärrezidiv eine Rarität dar. Die histologische Verifizierung des Rezeptorstatus bei Rezidiv/Metastasen kann dabei durch die Änderung der zielgerichteten Therapie zu einer Verbesserung der Prognose führen [1].

[1] Lindström LS, et al. Clinically Used Breast Cancer Markers Such As Estrogen Receptor, Progesterone Receptor, and Human Epidermal Growth Factor Receptor 2 Are Unstable Throughout Tumor Progression. J Clin Oncol. 2012 Jul 20;30(21):2601 – 8

[2] Yao ZX, et al. Discordance and clinical significance of ER, PR, and HER2 status between primary breast cancer and synchronous axillary lymph node metastasis. Med Oncol. 2014 Jan;31(1):798.