Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A27
DOI: 10.1055/s-0035-1548627

Ab welcher Tumorgröße ist beim operablen Zervixkarzinom parametraner Befall zu erwarten?

N Woltsche 1, T Pfeifer 1, E Petru 1, J Haas 1, H Pickel 1
  • 1Univ.-Klinik für Gynäkologie & Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz

Hintergrund: Diese retrospektive Untersuchung hat die parametrane Metastasierung in Abhängigkeit von der histologischen Tumorgröße bei Patientinnen mit operablem Zervixkarzinom im FIGO- Stadium Ia1-Ib2 untersucht. Wenn bei kleinen Karzinomen eine parametrane Metastasierung verlässlich seltener auftritt, könnte die Radikalität der Operation reduziert werden.

Methodik: Eine retrospektive Kohortenstudie hat die klinische Daten von 156 Patientinnen mit einem Zervixkarzinom im FIGO- Stadium Ia1-Ib2, die im Zeitraum von 1972 bis 2001 an der Universitätsfrauenklinik Graz primär operiert wurden, ausgewertet. Die Daten wurden aus den Nachsorgekrankengeschichten extrahiert.

Ergebnisse: 22%, 23% und 24% der Zervixkarzinome waren ≤1 cm, 1 bis 2 cm bzw. 2,1 bis 3 cm groß. Die maximale mediane klinische bzw. histologische Tumorgröße betrug 3,0 cm bzw. 2,2 cm. 77% und 16% waren Karzinome vom Plattenepithel- bzw. Adenokarzinomtyp. Parametraner Befall wurde bei 32 Patientinnen (21%) nachgewiesen. Ein signifikanter Zusammenhang wurde zwischen der maximalen klinischen Tumorgröße und dem parametranen Befall beobachtet (p = 0,024). Die geringste maximale klinische Tumorgröße, bei der ein einseitiger bzw. beidseitiger parametraner Befall auftrat, lag bei 1,0 cm bzw. 1,5 cm Größe. Der parametrane Tumorbefall hatte negativen Einfluss auf das rezidivfreie Überleben (p = 0,001). Bei einseitigem bzw. beidseitigem histologischen parametranen Befall betrug die rezidivfreie 5-Jahresüberlebensrate 50% bzw. 82% (nicht signif.). Trat kein parametraner Befall auf, war diese 91%. Bei einseitigem bzw. beidseitigem histologischen parametranen Befall war die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate 82% bzw. 91% (nicht signif.). Trat kein parametraner Befall auf, war diese 93%. Die Überlebensdaten sind mit Vorsicht zu betrachten, da die Fallzahl mit parametranem Befall lediglich 32 betrug.

Konklusion: Das Risiko für einen parametranen Befall bei einem Zervixkarzinom < 1 cm ist sehr gering. Bei dieser Tumorgröße kann auf eine Parametrienresektion verzichtet werden. Dies würde zu einer geringeren Morbidität und besseren Lebensqualität führen.