Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - V01
DOI: 10.1055/s-0035-1548676

Stellenwert neuer Serummarker für die Prädiktion von Präeklampsie und fetaler Wachstumsrestriktion an einem Hochrisikokollektiv – eine prospektive Kohortenstudie

J Stubert 1, T Kleber 2, DU Richter 1, M Bolz 1, T Külz 3, T Reimer 1
  • 1Universitätsfrauenklinik, Gynäkologie, Rostock, Deutschland
  • 2Klinikum Südstadt, Gefäßchirurgie, Rostock, Deutschland
  • 3Praxiszentrum Frauenheilkunde, Perinataldiagnostik, Rostock, Deutschland

Fragestellung:

Präeklampsie und fetale Wachstumsrestriktion sind mit Änderungen der Expression von Transthyretin, Progranulin (PGRN), Interleukin 6, Serum Amyloid A und hoch sensitivem CrP assoziiert. An einem Hochrisikokollektiv soll während des zweiten Trimenons untersucht werden, inwieweit diese Faktoren als maternale Serummarker für die Prädiktion der Erkrankungen geeignet sind.

Methoden:

In die prospektive Kohortenstudie wurden 49 Patientinnen mit Einlingsgravidität und bilateralen pathologischen uterinen Dopplerflusskurven zwischen 19+0 und 26+6 SSW eingeschlossen. Aus den zeitgleich entnommenen Serumproben erfolgten ELISA-basierte Konzentrationsmessungen der einzelnen Faktoren. Bei Annahme von Normalverteilung (nach Kolmogorov-Smirnov-Test) wurden die Ergebnisse mittels t-Test für unabhängige Stichproben untersucht.

Ergebnisse:

In 26,5% (13/49) der Fälle entwickelte sich im Schwangerschaftsverlauf eine Präeklampsie, bei 69,2% (9/13) handelte es sich um eine early onset Präeklampsie mit klinischer Manifestation unter 34+0 SSW. Eine fetale Wachstumsrestriktion (definiert als SGA < 5. Perzentile) trat bei 13 Neugeborenen auf (26,5%), in 4/49 Fällen (8,2%) ohne begleitende Hypertonie. Patientinnen die eine Präeklampsie entwickelten zeigten für keine der untersuchten Faktoren signifikante Unterschiede in der Expression – auch wenn nur ein Vergleich mit den Patientinnen erfolgte, die einen ansonsten unauffälligen Schwangerschaftsverlauf aufwiesen. Gleiches gilt für die Entwicklung einer fetalen Wachstumsrestriktion. Lediglich in der Subgruppe mit normotensiver Wachstumsrestriktion waren die Serumkonzentrationen für PGRN signifikant höher (159,8 ± 56,4 ng/ml vs. 110,7 ± 39,1 ng/ml; P = 0,025). Die ROC-Analyse ergab einen AUC von 0,767. Bei einem optimalen Cut-off von 154,7 ng/ml ergeben sich hieraus folgende Testeigenschaften: Detektionsrate 75,0%; FPR 9,1%, NPV 97,6%, PPV 42,8%, Testgenauigkeit 89,6%. Nach multipler logistischer Regressionsanalyse resultiert eine adjustierte Odds ratio von 25,1 (95%CI 1,4 – 465,4, P = 0,040).

Schlussfolgerung:

Die untersuchten Faktoren sind als Serummarker für die Prädiktion einer Präeklampsie ungeeignet. Das Vorliegen einer erhöhten Serumkonzentration von PGRN scheint mit einem erhöhten Risiko verbunden zu sein, eine normotensive fetale Wachstumsrestriktion zu entwickeln.